Geistliche des House of One im Dialog: Rabbiner Andreas Nachama, Imam Kadir Sanci und Pfarrer Gregor Hohberg Foto: House of One / René Arnold

Ein «Haus der Religionen» auch für Berlin

02.06.2021

Grundstein für das «House of One» gelegt

Am 27. Mai wurde in Berlin der Grundstein zum «House of One» gelegt - ein interreligiöses Projekt mit jüdischer, christlicher und muslimischer Trägerschaft. Das Haus der Religionen in Bern ist im Oktober Gastgeber der ersten internationalen Tagung von Mehrreligionen-Häusern.

Nach zehnjähriger Planung wurde am 27. Mai in Berlin der Grundstein für das Berliner «House of One» gelegt. Dieses soll ein «Bet- und Lehrhaus» von Jüdinnen und Juden, Christ*innen und Muslim*innen werden. Bis 2024/25 entsteht ein Ziegelbau in kubischen Formen mit einer Synagoge, einer Kirche und einer Moschee sowie einem gemeinsamen Raum der Begegnung auch mit nichtreligiösen Menschen.

Auf den Trümmern einer Kirche

Der Bau entsteht im Zentrum Berlins, auf den Fundamenten einer ehemaligen evangelischen Petrikirche, deren Trümmer nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen wurden. Das Konzept stammt vom Architekturbüro Kuehn Malvezzi. Die Arbeiten werden auf vier Jahre und die Kosten mit gut 47 Millionen Euro veranschlagt. Davon trägt der Bund 20 Millionen Euro, die Stadt Berlin steuert zehn Millionen Euro bei. Spenden und weitere Zuwendungen erbrachten bislang zehn Millionen Euro, sieben Millionen Euro will die Stiftung noch einwerben. Sie hat bereits Unterstützerinnen und Unterstützer in rund 60 Ländern weltweit.

Das Team vom «Haus der Religionen» (HdR) in Bern freut sich, «dass nun an ganz verschiedenen Orten solche Mehrreligionenhäuser entstehen», wie Brigitta Rotach, Leitung Kulturprogramme, auf Anfrage des «pfarrblatt» mitteilt. Sie sind denn auch mit dem «House of One» in Kontakt und planen unter anderem mit den Verantwortlichen in Berlin und anderen europäischen Projekten im Oktober eine Mehrreligionenen-Häuser-Tagung in Bern. «Hierbei wollen wir uns über die verschiedenen Konzepte von solchen Häusern, mit religionsübergreifenden Feiern und anderen Themen beschäftigen und uns europaweit vernetzen.»

Erste internationale Tagung in Bern geplant

Bereits im November luden Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrer Gregor Hohberg und Imam Kadir Sanci, die prominentesten Vertreter des «House of One», zu einer digitalen Konferenz ein. Beteiligt waren Vertreter*innen des HdR in Bern sowie ähnlicher Einrichtungen in Hannover, München, Wien und Wilhelmshaven.

So soll das «House of One» in Berlin dereinst aussehen. Foto: Davide Abbonacci

«Die Idee zu regelmässigen Tagungen an den verschiedenen Projekt-Orten ist damals entstanden», so Rotach. «Und weil Bern schon auf mehrere Jahre der konkreten Erfahrungen mit dem Haus der Religionen - Dialog der Kulturen zurückblickt, wollten die Kolleginnen und Kollegen gerne zu uns kommen.»

Bottom up und top down

Gemeinsam ist dem Berner und dem Berliner Haus, «dass mehrere Religionen ihre Sakralräume unter einem Dach haben, dass sie sich begegnen, im Dialog sind, das Zusammenleben üben.» Während in Bern acht Religionsgemeinschaften am Projekt beteiligt sind, wovon fünf ihre eigenen Räume im Haus haben, sind dies in Berlin nur die drei abrahamitischen Religionen. Anders sei auch die Struktur: In Bern «legen wir grossen Wert darauf, dass wir ‹bottom up› funktionieren, also Entscheide von allen Beteiligten her finden. Soweit wir das Berliner Projekt von aussen sehen, planen sie mehr ‹top down› (von oben nach unten). Das zeigt sich auch im Namen, bei dem das Konzept des «One» steht, was auch eine ideologische Entscheidung beinhaltet.»

Berlin habe allerdings im Unterschied zu Bern von Anfang an auf eine internationale Ausrichtung mit Botschaftern in Afrika, Israel und Osteuropa gesetzt. Tatsächlich strahlt das Projekt weit über Deutschland hinaus aus. So dient es etwa in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui als Vorbild und Inspiration für ein vergleichbares Bet- und Lehrhaus, wie es im vergangenen Jahr eine Ausstellung von Zeichnungen und Modellen für das Projekt in der Berliner Parochialkirche deutlich machte. (kna/sys)