Petra Raber stellt die Konolfinger Feuerwehr mit ihrem Segen unter den Schutz Gottes. Foto: Pia Neuenschwander
Ein Segen für… die Feuerwehr!
Gleich der Jünger:innen zum Pfingstfest, versammeln sich 30 Feuerwehrfrauen und -männer vor der Fahrzeughalle der Feuerwehr Konolfingen. Im Gegensatz zur Erzählung der Apostelgeschichte sind Feuerzungen am 7. September jedoch fehl am Platz. Es gilt, die neuen Löschfahrzeuge zu segnen.
Sebastian Schafer
Bedächtig giesst Petra Raber, Gemeindeleiterin der Pfarrei Auferstehung in Konolfingen, Weihwasser in einen blechernen Löschwasserkübel und besprengt die Fahrzeuge. Etwas gezögert habe sie, als der Wunsch einer Feuerwehrauto-Segnung erstmals an sie herangetragen worden sei. Würde der katholische Segen von den reformierten Feuerwehrleuten denn nicht miss- oder gar als übergriffig verstanden?
Ihr reformierter Kollege, Pfarrer Samuel Burger, winkt ab: Bei dem gemischtkonfessionellen Team der Feuerwehr sei die Idee einer Fahrzeugsegnung auf breite Zustimmung gestossen. Dazu habe nicht zuletzt der Walliser Hintergrund des Kommandanten beigetragen.
Die konfessionelle Trennung der Schweiz – selten scheint sie so deutlich überwunden wie an dieser Segensfeier im reformierten Emmental. Als Zuschauende drängen sich unwillkürlich theologische Fragen auf. Einigen nimmt Pfarrer Samuel Burger bereits in seiner Ansprache den Wind aus den Segeln. Den Segen als zweckmässige Handlung zu verstehen, sei ein theologischer Fehlgriff. Ein Segen verspreche nichts, sondern sei der Wunsch, jemanden oder etwas unter den Schutz Gottes zu stellen.
Und er sei Ausdruck des Vertrauens: dass die Feuerwehrleute behütet bleiben, vor Feuerzungen genauso wie vor Unfällen. Nicht zuletzt bejahe der Segen das Vertrauen in jene, die mit diesen Löschfahrzeugen arbeiten − diese seien bereit, für das Wohl anderer durchs Feuer zu gehen.
Weihwasser und Löschschaum
Zu den neuen Löschfahrzeugen gehört auch ein sogenanntes Tanklöschfahrzeug (TLF) – ein Fahrzeug mit eingebautem Wassertank sowie einer leistungsstarken Pumpe. Die theologische Frage liegt nahe, was mit dem flüssigen Inhalt des TLF geschieht, sobald die Segnung vollzogen ist.
Ob Emmentaler Brände in Zukunft mit Weihwasser gelöscht werden, lässt sich verneinen. Zwar dürfen im Bistum Basel neben Priestern und Diakonen auch beauftragte Lai:innen Weihwasser segnen. Jedoch dürfte die Segnung des Löschschaums, der dem TLF zu diesem Zeitpunkt vermutlich innewohnt, ihm nicht die Qualität von Weihwasser verleihen.
Eine Frage bleibt: Wenn Feuerwehrautos gesegnet werden können, was sonst noch alles – oder eben nicht? Immer noch segnet die katholische Kirche keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Petra Raber und Samuel Burger haben das theologische Verständnis von Segen in klare und verständliche Worte gefasst.
Der Segen sei keine «Heiligung» dessen, was gesegnet wird. Er drücke das Vertrauen aus, dass das, was gesegnet wird, dem Guten diene. Dass jene, die den Segen erfahren, Zuspruch erhielten: Das, was du tust, tust du zum Wohle deines nächsten Menschen. Dass die Konolfinger Feuerwehrbrigade ihre Arbeit mit dieser Gewissheit tun kann, ist sicher. Dass auch andere Menschen in dieser Gewissheit leben dürfen, bleibt zu hoffen.