Am 9. November 2018 jährte sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht. Aus diesem Anlass wurden in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich (im Bild) die Synagogen beleuchtet. Foto: SIG
Ein sichtbares Zeichen des «Nie Wieder»
In Zürich werden Stadthaus, Grossmünster und Synagoge beleuchtet.
Am 27. Januar 2022 wird den Opfern der Schoah gedacht. Wahrzeichen von Zürich werden aus diesem Anlass abends beleuchtet. Das «pfarrblatt» hat nachgefragt, warum dies nicht auch in Bern geschieht.
Zum Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes an den europäischen Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkriegs werden am 27. Januar in Zürich die Synagoge Löwenstrasse, das Stadthaus und das Grossmünster beleuchtet. Der 27. Januar ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Der Jüdische Weltkongress (World Jewish Congress WJC) lanciert zu diesem Tag jeweils die «WeRemember-Kampagne». Erstmals werden dazu dieses Jahr weltweit Wahrzeichen von Städten beleuchtet, wie der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) mitteilt. Der SIG beteiligt sich zusammen mit weiteren jüdischen Verbänden der Schweiz an der Kampagne.
Stadthaus, Grossmünster und Synagoge
Die Stadt Zürich, die Altstadtkirchen der reformierten Kirche Zürich sowie die Israelitische Cultusgemeinde Zürich hätten sich spontan dem Aufruf des WJC angeschlossen. Aus diesem Grund leuchten am Donnerstagabend das Stadthaus, das Grossmünster und die Synagoge der Israelitischen Cultusgemeinde in Zürich ab 18 Uhr. «Damit strahlen Zürichs Wahrzeichen ein wichtiges Zeichen aus. Sie betonen damit auch die jüdische Geschichte der Stadt und stellen sich solidarisch hinter die hiesige jüdische Gemeinschaft», heisst es in der Mitteilung des SIG.
Bern muss sich noch gedulden
Auch für die Stadt Bern seien Varianten geprüft worden, um an der Kampagne teilzunehmen, antwortet Jonathan Kreutner, Generalsekretär des SIG, auf Anfrage des «pfarrblatt». Die Kampagne sei allerdings erst Ende 2021, also relativ kurzfristig angekündigt worden. «Da solche Aktionen in der Regel einen nicht unerheblichen adminstrativen und logistischen Aufwand benötigen, haben wir uns schliesslich dazu entschieden, unseren Fokus auf Zürich zu legen.» Dies sei auch deshalb naheliegend, weil Zürich die grösste jüdische Gemeinde in der Schweiz beherberge.
«Mit gleich drei Wahrzeichen in einer Stadt glauben wir auch, dass die Botschaft so klarer verstanden wird», so Kreutner. Dennoch besteht Hoffnung auch für Bern: «Es ist für uns sehr gut vorstellbar, dass wir in den nächsten Jahren ähnliche Aktionen auch konzentriert in anderen Städten durchführen könnten. Bern, als Bundesstadt, aber auch Basel, stehen da natürlich ganz oben auf der Prioritätenliste.» Kreutner ist aufgrund der Vorevaluation zuversichtlich, «dass wir mit so einer Aktion auf viel Wohlwollen bei Stadt und Kanton Bern und auch beim Bundeshaus stossen werden.» (sys)
Weitrer Beitrag zum Thema: Die Narben der Seele
Der International Holocaust Remembrance Day wurde 2005 von der UNO anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz ausgerufen. Gedenkanlässe gab es seither in den verschiedensten Formen. Der SIG hat sich in den letzten Jahren jeweils der WeRemember-Kampagne des World Jewish Congress angeschlossen. Innerhalb dieser Kampagne ist die Beleuchtung von Gebäuden neu. In der Schweiz wurden aber auch jeweils zum Jahrestag der Reichspogromnacht (9. November) verschiedene Synagogen beleuchtet.