«Jubilate» betritt Neuland: Das Kirchengesangbuch soll mit verschiedenen digitalen Werkzeugen und Angeboten ergänzt werden. Foto: Jubilate

«Ein Tablet im Gottesdienst kann hilfreich sein»

Ab 2027 soll es ein neues Gesangbuch und neue digitale Angebote zur Planung von Gottesdiensten und zum Singen in der Kirche geben. Die Leiterin des Projekts «Jubilate» sieht diese Kombination als Chance.


Elisabeth Zschiedrich

Ob es im Gottesdienst bald ein Handy brauche, wird Sandra Rupp Fischer häufig gefragt. «Nein», antwortet die Leiterin des «Jubilate»-Teams dann. Das Projekt hat verschiedene Formen. Eine davon ist ein normales Buch, das in den Kirchen aufliegen und das katholische Kirchengesangbuch von 1998 ersetzen soll. Es wird einen farbigen Einband haben und mit 600 Seiten etwas dünner sein als das alte. Viele Lieder sollen erhalten bleiben: Lieder, deren Sprache noch in die Zeit passt, deren Melodie eingängig ist und die ihren festen Platz haben in der Liturgie. «Gesangbuchleichen» sollen raus. «Die Frage, welche Lieder übernommen und welche herausgeworfen werden sollen, ist nicht einfach zu beantworten», sagt Kirchenmusiker Udo Zimmermann, Mitglied des «Jubilate»- Teams. Selbst in der dafür zuständigen Kommission sei man sich nicht immer einig. 
 


Workshops und Online-Umfrage

 Deshalb gibt es in der Deutschschweiz zurzeit verschiedene Workshops und eine Online-Umfrage, bei der alle Interessierten über hundert Lieder des alten Gesangbuchs beurteilen dürfen. Diese Form der Partizipation ist typisch für «Jubilate». Schon der Name ist das Ergebnis einer öffentlichen Ausschreibung. Auftraggeberin des Projekts ist die Deutschschweizerische Ordinarienkonferenz, als deren Vertreter Urban Federer, Abt von Einsiedeln, im Projektteam mitarbeitet. Zu diesem gehören neben der Leiterin noch fünf weitere Personen, die von verschiedenen Kommissionen mit insgesamt rund 30 Mitarbeitenden unterstützt werden. 

«Jubilate» betritt Neuland 

Seit Arbeitsbeginn vor vier Jahren werden immer wieder Meinungen von aussen eingeholt und Erfahrungen in den Gemeinden abgefragt. Denn jenseits des Gesangbuchs betritt «Jubilate» Neuland: Das Buch soll durch verschiedene digitale Werkzeuge und Angebote ergänzt werden. Kernstück ist der Gottesdienstplaner, ein digitales Programm, das die Vorbereitung von Gottesdiensten unterschiedlichster Art vereinfachen und die Zusammenarbeit aller daran beteiligten Personen erleichtern soll. Die digitale Bibliothek kann jederzeit durch neue Gesänge ergänzt werden, und es lassen sich Liedhefte für Gottesdienste oder themengebundene Liedersammlungen erstellen. Das Programm ist mit einem digitalen Mitsing-Tool verknüpft, mit dessen Hilfe die Lieder im Gottesdienst über ein Tablet abgerufen oder per Beamer an die Wand projiziert werden können.

Handys im Gottesdienst? 

Wird man in den Kirchen also demnächst doch mehr Handys sehen? «Das hängt von den Gemeinden selbst ab», sagt Rupp Fischer. «Sie entscheiden, ob und wie sie die digitalen Angebote nutzen.» Fest steht: Was manchen vielleicht noch ungewohnt erscheint, eröffnet viele Chancen. Die Darstellung der Lieder kann digital zum Beispiel individuell angepasst werden. Es lässt sich entweder nur der Text anzeigen oder jede Strophe jeweils mit Melodie. Gerade für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung könne der Gebrauch eines Tablets im Gottesdienst hilfreich sein, sagt Rupp Fischer. «Der Text der Lieder lässt sich darauf viel grösser einstellen als im Gesangbuch.»

Urheberrechtliche Fragen noch zu klären

 Im Sommer 2024 wurde das Mitsing-Tool bereits in einigen Gemeinden getestet – mit äusserst positivem Ergebnis. Das Handythema ist für das «Jubilate»-Team zurzeit nicht das drängendste Problem. Wichtiger ist noch die Klärung aller urheberrechtlichen Fragen bei der Digitalisierung der Lieder. Aber auch hier zeigt sich Rupp Fischer optimistisch: «Lieder, die nur auf Papier existieren, verschwinden vielleicht irgendwann ganz aus dem Bewusstsein.» Im Interesse der Urheber könne das auch nicht sein.