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Ekklesiologie, die –
Gebäude, Institution oder Menschen - was ist Kirche?
Was ist Kirche eigentlich? Ein Gebäude, eine Institution, eine Handvoll Menschen, die ein Stück Brot teilen?
Die theologische Disziplin der Ekklesiologie behandelt sämtliche Fragen, die dem Wesen dessen, was wir als Kirche bezeichnen, auf den Grund gehen. Dementsprechend umfangreich sind ihre Erkenntnisse. Schliesslich gibt es keineswegs nur eine Kirche – oder doch? Ekklesia meint im Griechischen und Lateinischen «die Herausgerufene». Ist es das, was Jesus vor 2000 Jahren begründete, eine Institution mit hierarchischer Ordnung und «bürokratischer Verwaltung», wie wir römisch-katholischen Christ*innen sie verstehen? Oder sollte mit Kirche die Gesamtheit aller Gläubigen bezeichnet werden, die einen Ruf Gottes gehört zu haben glauben?
Als Gründungsmoment der Kirche wird oft Mt 16,18 zitiert: Jesus nennt Petrus seinen Felsen und erklärt, auf ihm wolle er seine Kirche bauen. Da fangen die Probleme schon an. Denn das im Text enthaltene «ekklesia» meint nicht «Kirche», sondern, wie eingangs beschrieben, «die Herausgerufene(n)». Das Wort ist durchaus geläufig für eine Versammlung von Menschen – sei es eine Bürger*innenversammlung oder eine Abendmahlsgemeinschaft. Jesus sagt also keineswegs, er wolle, mit Petrus als CEO, eine Institution errichten, die seinen geistigen Nachlass verwalten solle.
Wir kennen auch das Bild der Mutter Kirche. Nicht umsonst nennt sie die Theologie auch Braut Christi. Dahinter verbirgt sich eine sehr spezifische Vorstellung der Gemeinde der Christ*innen und der Art, wie sich der Glaube verbreitet. Als Braut Christi gebiert die Kirche quasi immer neue Gläubige durch die Taufe (das mag vorerst etwas absurd anmuten, verweist aber auf Maria: So wie sie Mutter Jesu ist, ist die Kirche Mutter der Gläubigen).
Die Frage, was Kirche sei, ist schwierig zu beantworten. Die zentralste Aussage bleibt das Versprechen Jesu, dass wo immer ein paar Menschen in seinem Namen zusammenkommen, er bei ihnen sein wird. Von einer Institution, wie sie die Kirche heute ist, war das noch weit entfernt.
Sebastian Schafer