Elie Jolliet ist Organist und Kirchenmusiker Foto: Livia
Elie Jolliet
In der Kirche bin ich derjenige, der die Liturgie mit Musik unterstreicht und die Gemeinde beim Singen begleitet
Elie Jolliet (19) ist Organist und Kirchenmusiker in Herzogenbuchsee, Liebefeld, in der Paroisse Berne und der Chapelle Notre-Dame de Bourguillon.
Interview: Nicole Arz
Schildern Sie einen schwierigen Moment!
Als ich vor einiger Zeit als Stellvertreter in einer ländlichen Kirche das Ausgangsspiel begann, hörte ich aus der Gemeinde jemanden zischen, er hasse solch moderne Musik einfach. Zuerst wollte ich mich aufregen, doch dann musste ich schmunzeln: Es war eine von Mendelssohns Orgelsonaten, die schon bald 200 Jahre alt sind! Schwierige Momente gibt es eigentlich fast nie, ausser bei Beerdigungen, die einen mitnehmen können.
Was ist Ihnen eher lästig?
Lästig ist mir nichts, aber wenn eine Gemeinde nach dem Schlusssegen gleich bei Beginn des Auszugs laut losplaudert, finde ich das schon schade. Einmal wurde ich beim Kommunionsspiel durch den Priester unterbrochen, der es wohl etwas eilig hatte. Aber zum Glück bleiben es Seltenheiten.
Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit?
Dass ich so selbstständig und frei arbeiten kann: Bei der Vorbereitung der Gottesdienste beispielsweise kann ich nach meinem Geschmack ein passendes Orgelprogramm zusammenstellen. Was für mich sehr wichtig ist und was ich auch sehr schätze, ist, dass ich an mehreren Kirchen tätig sein und auch in noch unbekannten Kirchen als Stellvertreter spielen kann: So komme ich immer wieder mit anderen Menschen in Kontakt und so wird auch jeder Gottesdienst zu einer Bereicherung. Dabei lerne ich auch immer andere Orgeln kennen – keine ist wie die andere! Bei grösseren Feiern mit einem Chor oder bei speziellen Ritualen mit Solisten zu arbeiten, ist auch immer eine Bereicherung, da man als Organist sonst meistens alleine musiziert.
Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
Als Organist habe ich bisher nichts besonders Berührendes erlebt – regelmässig gibt es aber Augenblicke im Gottesdienst, wo es mich kurz «tschuderet».
Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben?
Schon seit langem führt mich die Musik durchs Leben. Ich finde immer in einer Kirche Unterschlupf, wo ich an der Orgel in mich kehren kann.
Wie leben Sie?
Ich lebe mit der ganzen Familie in Wohlen. Diesen Herbst beginne ich an der Hochschule der Künste in Bern das Musikstudium (Bachelor) mit Hauptfach Orgel. Daneben habe ich ein kleines Teilpensum als Musiklehrer (Mittel- und Oberstufe) in Bümpliz.