Ein Stück Lateinamerika in der Schweiz. Eliane. Foto: zVg
«Es bringt etwas – auch wenn es nur im Kleinen ist»
Eine freiwillige Deutschkurs-Leiterin erzählt von ihren Erfahrungen.
Er könne noch nicht so gut deutsch sprechen und sei auch noch nicht lange in der Schweiz, meint Alfredo. In der Firma, in der er arbeitet, müsse er aber deutsch sprechen können, denn neben Schweizern komme er dort auch mit Portugiesen und Albanern zusammen. Alfredo besucht deshalb regelmässig einen Sprachkurs in der spanischsprachigen Mission in Ostermundigen.
Neben Deutschunterricht auf verschiedenen Stufen werden dort auch Englisch- und Französischklassen angeboten. Geleitet werden die wöchentlich stattfindenden Kurse ausschliesslich von Freiwilligen. Eliane, die Kursleiterin, erzählt von ihren Erfahrungen.
Seit wann bist du im Deutschkurs in der spanischsprachigen Mission freiwillig engagiert?
Eliane: Seit April 2016 leite ich eine Anfängergruppe. Der Kurs findet einmal pro Woche statt und dauert zwischen 60 und 75 Minuten. Durchschnittlich kommen 12 bis 15 Personen in den Kurs. Die meisten sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und sind berufstätig. Einige leben bereits seit 20 Jahren in der Schweiz und hatten einfach nie die Gelegenheit, Deutsch zu lernen, oder sie haben es einmal gelernt und danach nicht mehr weitergemacht. Andere sind erst seit ein paar Monaten hier. Die Teilnehmenden kommen aus verschiedenen Bildungsschichten, vom Studenten bis hin zu Personen, die wahrscheinlich knapp die neun regulären Schuljahre abgeschlossen haben. Hier beim Unterrichten ein geeignetes Tempo zu finden, ist eine Herausforderung.
Wie bist du zu diesem Engagement gekommen?
Ich bin über benevol – eine Onlineplattform für freiwilliges Engagement – darauf aufmerksam geworden. Ich studiere Spanisch und war selber für ein Jahr in Lateinamerika, in Mexiko. Die Leute haben mich dort so nett aufgenommen und waren alle so hilfsbereit. Als ich zurückgekommen bin, wollte ich etwas zurückgeben und jenen, die hierher kommen, den Einstieg ein bisschen vereinfachen. Auch wenn es nur eine Stunde Deutschunterricht ist.
Die Teilnehmenden nutzen die Kurse oftmals auch, um soziale Kontakte zu knüpfen.
Was gefällt dir am freiwilligen Unterrichten?
Es kommt viel von den Leuten zurück. Sie sind motiviert und dankbar. Mit einzelnen Teilnehmenden stehe ich auch ausserhalb des Kurses in Kontakt. Ich wurde schon zu Hochzeiten oder zum Essen eingeladen, das ist sehr schön für mich. Der Kontakt zu diesen Personen bringt mir ein Stückchen Lateinamerika in die Schweiz, was toll ist. Es ist auch motivierend zu sehen, dass man den Leuten im Alltag wirklich einige Dinge erleichtern kann. Das Schöne ist, etwas zu machen und zu sehen: Es bringt etwas – auch wenn es nur im Kleinen ist. Manchmal komme ich von der Universität am Abend müde in den Kurs. Aber wenn ich dann nach einer Stunde wieder hinausgehe, bin ich wirklich gut gelaunt.
Ich arbeite gerne mit den Leuten zusammen, weil sie offen sind und bestrebt, Deutsch zu lernen.
Und wie erlebst du die Zusammen arbeit mit der spanischsprachigen Mission?
Ich bin erst durch mein Engagement mit der Mission in Kontakt gekommen – vorher hatte ich noch nie von ihr gehört. Bei der Unterrichtsgestaltung überlässt uns die Mission freie Hand. Die Sozialarbeiterin ist jedoch immer für Fragen meinerseits da. Sie kümmert sich auch um weitere Anliegen der Kursteilnehmenden, z.B. wenn sie Unterstützung im Alltag brauchen. Seitens der Mission wird unser Engagement auf jeden Fall geschätzt, das ist schön zu wissen.
Interview: Eveline Sagna
Deutschkurs-Angebot: Die Fachstelle Sozialarbeit führt eine Liste mit verschiedenen niederschwelligen Deutschkurs-Angeboten in der Region Bern. Die Liste wird halbjährlich aktualisiert und ergänzt. Die aktuelle Version ist zu finden unter www.kathbern. ch/fasa/deutschkurse.