Die Schwestern Iris Ritzmann und Eve Stockhammer sind die diesjährigen CJA-Preisträgerinnen. Foto: Christoph Knoch

Es darf nicht vergessen werden!

06.06.2018

Den diesjährigen Preis der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft Bern erhalten zwei Schwestern.

Der mit 2000 Franken dotierte Preis der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft (CJA) Bern ging am 5. Juni an die beiden Schwestern Eve Stockhammer aus Bern und Iris Ritzmann aus Zürich für ihr vielschichtiges Werk «Geigen im Schnee. Zwei Wege des Gedenkens an die Schoa». Die CJA Bern fordert die offizielle Schweiz zudem dazu auf, ein offizielles Mahnmal zu errichten und unterstützt jegliche proaktiven Massnahmen gegen Antisemitismus und Fremdenhass.


Mit ihrem Werk «Geigen im Schnee» bieten die Psychiaterin und Künstlerin Eve Stockhammer und die Medizinhistorikerin Iris Ritzmann innovative und vielschichtige Zugänge zur Erfahrung und zum Umgang mit dem Holocaust.

Damit begründete CJA-Co-Präsidentin Hannah Einhaus die diesjährige Wahl für den mit 2000 Franken dotierten CJA-Preis. Die 13 «Schattenbilder» von Eve Stockhammer brächten die Perspektive der zweiten Generation ein, die bis heute in der Schweiz kaum thematisiert worden sei. Sie zeige, dass die Auseinandersetzung mit dem Holocaust auch über 70 Jahre nach Kriegsende weiterhin aktuell sei.

Im Essay «Auf Spurensuche» stellt Iris Ritzmann die Fotoalben ihrer Mutter Margaret Firnbacher in die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge in Deutschland, Europa, Palästina und der Schweiz. Diese wurde 1929 in Deutschland geboren, wuchs ab 1936 im britisch verwalteten Palästina auf und kam 1949, ein Jahr nach der Staatsgründung Israels, als Studentin in die Schweiz. Die Mutter überlebte die Schoa so zwar aus einer gewissen sicheren Distanz, doch nahe Angehörige wurden ermordet.

Rund 15 Schoa-Überlebende haben Eve Stockhammer ihre Geschichte erzählt. Klar zum Ausdruck kommt der Wunsch der Porträtierten, dass die Schoa nie vergessen werden darf. Diese Botschaft der Überlebenden ist auch die Botschaft der beiden Schwestern. Sie richtet sich an die ganze Gesellschaft und auch an die Zukunft. Mit Recht wird daran erinnert, dass bis heute in der Schweiz kein staatliches Mahnmal für Schoa-Opfer existiert.

Iris Ritzmann und Eve Stockhammer zeigen mit ihrem Werk, dass der Holocaust auch in der Schweiz zahlreiche Spuren hinterlassen hat und bis heute nachwirkt. Mit der Verleihung des CJA-Preises an die beiden Schwestern verknüpft und unterstützt die CJA Bern öffentlich die Forderung nach einer staatlichen Gedenkstätte für Schoa-Opfer im Zusammenhang mit der Schweizer Geschichtsschreibung.
Die historische Aufarbeitung der Rolle der Schweiz in der Zeit des Holocaust ist fortgeschritten, aber noch lange nicht abgeschlossen. Positiv stellt sich die CJA Bern hinter jegliche proaktive Massnahmen gegen Antisemitismus und Fremdenhass.


com, leicht bearbeitet von Andreas Krummenacher