Klimacamp Bundesplatz Bern, 22. September. Foto: kr

«Es geht um unsere Zukunft»

24.09.2020

Ein Gespräch mit Miriam Helfenstein zum Klimacamp auf dem Bundesplatz

Miriam Helfenstein* engagierte sich im Protestcamp der Klimaaktivist*innen auf dem Bundesplatz. Wie hat sie diese Tage erlebt? Was ist ihr Fazit?

Interview: Andreas Krummenacher

 

«pfarrblatt» Wie hast du die ganze Veranstaltung persönlich erlebt?

Miriam Helfenstein: Die Tage auf dem Bundesplatz waren für mich schön und spannend, aber auch sehr intensiv. Das Zusammenfinden von so unterschiedlichen Menschen, die ein gemeinsames Anliegen verbindet, hat für ein paar Stunden eine neue Realität auf den Bundesplatz gebracht. Das ganze Klimacamp war selbstorganisiert, Hierarchien gab es keine. Alle haben mitgekocht, beim Aufbau geholfen und Kompost-Toiletten geputzt. Auch bei den Entscheidungsprozessen wurden alle einbezogen. Diese neue Form der Entscheidungsfindung war für mich sehr spannend, brauchte aber auch viel Energie.

Es war illegal auf dem Bundesplatz zu dieser Zeit eine politische Veranstaltung durchzuführen. Deine Reaktion?

Wir sollten darüber nachdenken, was legal und was legitim ist. Sind die Milliarden-Investitionen in fossile Energien von Schweizer Banken legitim? Die Umweltzerstörungen durch Schweizer Konzerne im Ausland – ist das legitim? Oder dass die Politik nichts dagegen unternimmt? Doch wenn Klimaaktivist*innen auf dem Bundesplatz für eine gerechte Klimapolitik einstehen, dann kommt der Aufschrei. Die Aktion mag nicht legal gewesen sein, doch für mich allemal legitim! Die jungen Menschen erlebte ich als extrem fokussiert auf das Thema, sehr engagiert.

Woher kommt das deiner Meinung nach, woher kommt dieses Engagement?

Das hat wohl mit der Dringlichkeit des Themas zu tun. Ich habe von vielen Klimaaktivist*innen gehört, deren Leben sich durch ihr Engagement in der Klimabewegung auf den Kopf gestellt hat. Schlussendlich geht es um nichts weniger als um unsere Zukunft.

Was bleibt, wie lautet dein Fazit?

Die Erkenntnis, dass eine andere Form des Zusammenseins funktionieren kann, dies jedoch ein ständiger Lernprozess bedeutet. Dass mehrere hundert Menschen gemeinsam Entscheidungen finden konnten und dass es im Klimacamp trotz grossem Druck stets friedlich blieb, finde ich sehr beeindruckend. Trotzdem muss man auch die Herausforderungen einer solchen Struktur sehen: sie braucht Zeit und nicht alle Menschen können sich gleich gut Gehör verschaffen. Da müssen wir aufmerksam bleiben.

*Projektmitarbeiterin bei der Fachstelle «Kirche im Dialog» und hier explizit zuständig für «Kirche für Konzernverantwortung» sowie «Gerechtigkeit - Frieden - Schöpfung»

 

Lesen Sie hier den Kommentar von Andreas Krummenacher, Chefredaktor «pfarrblatt»