«Kirche kann man nur gemeinsam sein.» Rolf Frei. Foto: Pia Neuenschwander
«Es war die beste Zeit meines Arbeitslebens»
Rolf Frei nimmt Abschied als Verwalter der Gesamtkirchgemeinde Bern.
Rolf Frei bleibt pragmatisch bist zuletzt, er nimmt Abschied als Verwalter der Gesamtkirchgemeinde Bern und windet den freiwillig Engagierten ein Kränzchen.
von Andreas Krummenacher
Er will keine Rückschau, keine Auflistung der Leistungen, eigentlich will er sich überhaupt nicht zu seiner Pensionierung äussern. Er habe noch fünf Arbeitstage, es gäbe noch das eine oder andere zu tun. Dann sei Schluss. Was Kirchesei, was sie sein könnte, von den Veränderungen und von der Zukunft, darüber könne er sich ein Gespräch vorstellen. Zu diesem Gespräch erscheint Rolf Frei dann völlig entspannt. Man merkt ihm an, die Arbeit ist getan, er freut sich auf den neuen Lebensabschnitt.
Zehn Jahre lang hat er die Verwaltung der römisch-katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung, wie es korrekt heisst, geführt und geleitet. Dutzende Millionen sind in dieser Zeit budgetiert, gesprochen und bewilligt worden. Es ist für Aussenstehende ein kompliziertes Geflecht aus Gremien, staatkirchenrechtlichen und pastoralen Institutionen. Die Verwaltung ist die Schnittstelle, das Scharnier. Wenn man sich bei den Verantwortlichen in diesen Gremien umhört, dann fallen über Rolf Frei Worte wie «Brückenbauer», «Ermöglicher», immer wieder ist von der guten Zusammenarbeit die Rede, man zollt ihm Respekt und Anerkennung. Er sei «gmögig».
Kirche und Verwaltung
Rolf Frei nimmt das zur Kenntnis, er lässt es wohl gelten, bleibt aber Realist. Lieber spricht er über das Konkrete: «Verwaltung heisst, wir handeln auf der Basis gesetzlicher Grundlagen. Wir können keinen Franken ausgeben, ohne gesetzliche Grundlage. Das ist wichtig. Gesetzliche Grundlagen sollen garantieren, dass alle gleichbehandelt werden. Ansonsten bricht das System zusammen.» Dabei geht es ihm immer um die Kirche, um die Freiwilligen, um das soziale Engagement. Hier würden sie auf der Verwaltung mitdenken, mitentwickeln. «Als ich mich vor zehn Jahren für diese Stelle beworben habe, wusste ich nicht, was in diesem Zusammenhang Verwaltung genau bedeutet. Ich habe mich primär wegen der Kirche beworben.»
Er stelle das in allen Gremien in der Kirche fest. Menschen, die sich freiwillig engagieren würden, die hätten ein Interesse an kirchlichen und religiösen Themen. Für ihn geht Kirche über das hinaus, was in den Räten und Kommissionen passiert: «Gemeinsam Kirche-Sein ist unser Legislaturziel und das ist genau der Kern.» Seine Vorstellung von Kirche beinhalte, dass er sich frage, was er beitragen könne: «In Köniz gibt es eine ökumenische Vesper. Da sind wir fünf Personen, welche diese leiten. Da gibt es kein theologisches Personal. Das ist für mich ein guter Ansatz für Basis-Kirche. Das ist wahrscheinlich die Zukunft, dass man also die Menschen überzeugen kann, selbst aktiv zu werden. Das bedingt, dass die Profis den Menschen Raum geben.»
Katholisch Bern
Die Kirche, die Strukturen auf dem Platz Bern hätten sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Inzwischen gebe es einen Pastoralraum, die Zusammenarbeit sei exzellent. «Es gibt einen paritätischen Ausschuss. Da diskutieren wir alle Themen, Projekte und Geschäfte, die auf staatskirchenrechtlicher und pastoraler Seite anstehen oder möglich sind. Die Zusammenarbeit, die Durchlässigkeit zwischen den Gremien und Institutionen ist gross und gut. Es ist alles sehr entspannt geworden.» Die Kultur habe sich geändert, das sei harte Arbeit gewesen, erklärt Rolf Frei. Katholisch Bern sei auch ökumenisch. Er habe auf die pastorale Seite in diesem Bereich keinen Einfluss, aber man stehe voll und ganz hinter all den ökumenischen Projekten und Institutionen wie beispielsweise der offenen Kirche. «Gerade die Diakonie ist prädestiniert für ökumenische Zusammenarbeit und diese funktioniert ausgezeichnet. Wir müssen gegen aussen als christliche Kirchen auftreten, gerade mit Blick in die Zukunft», so Rolf Frei weiter.
Wanderer
Rolf Frei wird nun in die Steiermark reisen, zu den familiären Wurzeln mütterlicherseits. Dann wird er via Salzburg zurück nach Bern wandern. Er ist geübt darin, ist er doch, zusammen mit seiner Frau, auf dem Jakobsweg von Bern bis nach Santiago gepilgert. Das liegt ihm sehr, das Unterwegssein, «das Wandern in meinem Tempo, das mir angemessen ist.» Die Arbeit als Verwalter war ihm auch angemessen, diese Arbeit im kirchlichen Kontext hatte Tiefe. Zum Schluss bilanziert Rolf Frei: «Es war die beste Zeit meines Arbeitslebens.»