Evelyn (Michelle Yeoh) mit ganz neuen Fähigkeiten aus einem Paralleluniversum © 2022 Filmcoopi
Everything Everywhere All at Once
Ein Film über den wichtigsten Moment des Lebens, den Augenblick.
Im Multiversum geschehen die verrücktesten Dinge – überall und alle im gleichen Moment. Wer sich das nicht vorstellen kann, nehme die göttliche Perspektive auf das Universum ein und möge gleichzeitig dessen unendlich viele Varianten mitdenken. Genau diese Erzählperspektive bietet «Everything Everywhere All at Once» von Dan Kwan und Daniel Scheinert. Das Regie-Duo verlangt von seinem Publikum das Unmögliche und geht auf einen wilden Ritt durch das Genrekino. Vom Sozialdrama bis zur Burleske, vom Fantasyfilm bis zur Actionkomödie, vom virtuosen Kampf des Hongkong-Kinos bis zum deftigen Dorftheater bekommen wir alles geboten.
Von grossem Vorteil beim Filmgenuss ist eine Vorliebe für Martial-Arts-Filme und für die grossartige Michelle Yeoh. Sie gibt die Waschsalonbesitzerin Evelyn Wang, die in ihrem Alltagsleben überfordert ist. Wie schön wäre es da, aus dem Jammertal des Lebens auszubrechen und neue Horizonte zu erreichen. Genau das ereignet sich in diesem wunderbar trashigen B-Movie. Evelyn erlernt in Paralleluniversen die Fähigkeiten von Varianten ihrer selbst. Das ist so verrückt und unvorhersehbar inszeniert, dass es eine wahre Freude ist.
Im Kern ist «Everything …» ein Film über die Zumutungen des Lebens, die alle in einem Augenblick gelöst werden könnten, hätten wir die Gaben der Allmacht, der Omnipräsenz und der Gelassenheit im wichtigsten Moment des Lebens: im Augenblick – hier und jetzt.
Warnung: Wer sich vorwiegend mit Dramen im Arthouse-Kino auseinandersetzen will, sitzt hier im falschen Film. Die Liebe zu B-Movies ist eine absolute Voraussetzung. Nur geeignet für reife Erwachsene, die auch über sich selbst und den Anspruch des Arthouse-Kinos lachen können...
Charles Martig, Filmjournalist kath.ch
«Everything Everywhere All at Once», Vereinigte Staaten von Amerika 2022,
Regie: Dan Kwan und Daniel Scheinert, Besetzung: Michelle Yeoh, Ke Huy Quan, James Hong,
Verleih: Filmcoopi; Filmseite
Ab 16. Juni im Kino.
Auch im CineMovie Bern, Pathé Westside Bern, blue Cinema Cinedome Muri BE