Festessen gegen Food Waste
Ein Mahl aus krummen und kleinen Rüebli: am 24. September in Bern
Heute kann man das Foodsave-Bankett in Münsingen und am 24. September auf dem Berner Bahnhofplatz geniessen. Angerichtet werden Lebensmittel, die zu krumm oder klein für den Handel sind. Karin Spori, Leiterin der Koordinationsstelle «foodsave-bankette.ch» über die Entstehung und den Erfolg dieser Berner Idee.
Interview: Anouk Hiedl
«pfarrblatt»: Bald findet bereits das 6. Berner Foodsave-Bankett statt. Wie kam es ursprünglich zu dieser Idee?
Karin Spori: Die offene kirche Bern und die Fachstelle Kinder & Jugend der katholischen Kirche Region Bern haben dieses Foodsave-Bankett 2016 initiiert. Der Wunsch war, auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen und das Thema mit urbanem Erntedank zu verbinden. Bereits damals fragte man sehr unkompliziert in die Runde, welche Berner Akteur*innen bei der Organisation mithelfen würden. So ist das Foodsave-Bankett «bottom-up» und sehr organisch entstanden, was für alle Beteiligten identifikationsstiftend war. Von Anfang an waren mehr als 25 Organisationen mit dabei. Mittlerweile hat sich ein fester Kern von Organisationen entwickelt, die immer in der einen oder anderen Form mitmachen, sei es als Sponsor, Partnerin oder im Projektteam.
Hat sich das Berner Foodsave-Bankett in den letzten Jahren verändert?
Es hat es sich dadurch entwickelt, dass jedes Jahr ein neues Hauptthema in den Fokus gerückt wurde – sei es ein Foodsave-Märit, bei dem Bauern direkt über die geltenden Normen in der Landwirtschaft erzählen können, ein Lastwagen, der die Menge an Food Waste der Stadtberner Bevölkerung darstellt oder die Botschaft, dass jährlich 88 Millionen Franken durch Lebensmittel entsorgt werden, die – allein in den Stadtberner Haushalten – zwar gekauft, aber nicht gegessen werden.
Für wie viele Menschen wird das Bankett jeweils vorbereitet?
Wir kochen meistens für 1500 bis 2000 Personen, immer nach dem Motto «Es hett solang’s hett». Wir freuen uns, wenn wir zu einem gewissen Punkt ausgeschossen sind, so entstehen auch auf unserer Seite keine Resten.
Finden sich jeweils genug Helfer*innen für die Vorbereitung und den Aufbau?
Ja, meist ist das kein Problem. Dieses Jahr, wohl nach der langen Corona-Pause und der allgemeinen Unsicherheit, müssen wir die Menschen etwas mehr ermutigen. Man darf sich also gerne noch in den Schichtplan fürs Berner Foodsave-Bankett einschreiben.
Auf welche Resonanz stösst dieses jährliche Foodsave-Bankett?
Es ist mittlerweile ein fester Bestandteil in der Berner Agenda geworden – sowohl bei Helfer*innen, Gästen und Medien. Nicht zuletzt hat die mehrjährige Durchführung in Bern dazu geführt, dass die SV Stiftung auf das Projekt aufmerksam wurde und mit einem Sonderbeitrag die Multiplikation in andere Städte ermöglichte.
Das Berner Erfolgskonzept schlägt Wellen: Erstmals organisieren auch Münsingen, Zürich und Chur ein eigenes Foodsave-Bankett.
Ja, mit dem Sonderbeitrag der SV Stiftung von 2019 wurde eine Koordinationsstelle aufgebaut, die interessierte Teams aus anderen Städten motivieren, beraten, begleiten und dank eines Zustupfs ans jeweilige Bankett-Budget mitfinanziert. Das Berner Team hat übereinstimmend beschlossen, die Koordinationsstelle bei der Organisation foodwaste.ch anzusiedeln, die durch ihre Ausrichtung auf Information und Sensibilisierung zu Food Waste auch über ein breites Netzwerk verfügt. Die neuen Foodsave-Bankette sind nicht zuletzt durch die Projektreihe «Deine Stadt tischt auf» entstanden, die foodwaste.ch seit jeher durchführt.
Gibt es weitere interessierte Orte?
In Glarus und Luzern soll im besten Fall 2022 je ein Foodsave-Bankett entstehen. Auch andere waren interessiert, haben aber aufgrund der unsicheren Coronalage noch keinen Antrag eingereicht.
Was ist für die Organisation eines ersten Foodsave-Banketts wichtig?
Voraussetzung ist, dass sich mindestens fünf Organisationen oder Institutionen zusammenschliessen und ein Organisationskomitee gründen, so dass die vielen unterschiedlichen Aufgaben auf verschiedene Schulten verteilt werden können. Kein Ort ist zu klein, ein Foodsave-Bankett durchzuführen! Es müssen nicht überall 2000 Portionen sein – wichtig ist, dass eine Bewegung, Identität und Freude entstehen. So ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Orte die Bankette auch immer wieder selbständig und ohne Koordinationsstelle durchführen können.
Foodsave-Bankette 2021
Freitag, 17. September: 1. Foodsave-Bankette in Zürich und Chur
Samstag, 18. September: 1. Foodsave-Bankett in Münsingen !
Freitag, 24. September: 6. Foodsave-Bankett in Bern (Helfer*innen sind willkommen)
2022: 1. Foodsave-Bankette in Luzern und Glarus
Infos: <link www.foodsave-bankette.ch - external-link "Opens external link in new window">www.foodsave-bankette.ch
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