«Difret – Das Mädchen Hirut», Äthiopien 2014, Regie: Zeresenay Mehari; Mit Meron Getnet u.a.; ab 19. März im Kino
Filmbesprechung - Difret - das Mädchen Hirut
Das äthiopische Wort «difret» kann «mutig sein» oder «vergewaltigt werden» bedeuten. Beides trifft auf die 14-jährige Hirut zu, die auf dem Schulweg entführt und vergewaltigt wird. Mutig gelingt ihr die Flucht, auf der sie ihren Peiniger erschiesst. Obwohl sie in Notwehr gehandelt hat, droht ihr die Todesstrafe. Denn auf dem Land gilt in Äthiopien immer noch das Recht der Entführung zwecks Eheschliessung. Die Anwältin Meaza Ashenafi übernimmt Hiruts Verteidigung und widersetzt sich vehement den vielen Schikanen von Polizei und Regierungsvertretern.
Regisseur Zeresenay Mehari – in Äthiopien aufgewachsen und in den USA ausgebildet – drehte einen Film, der auf wahren Begebenheiten beruht. Bewegend ist, dass viele faszinierende Bilder von Landschaften und einer eigentlich schönen Kultur stets unmittelbar getrübt werden von einer versteinerten Tradition, die von patriarchalen Strukturen beeinflusst und vielerorts lebensfeindlich ist.
Der engagierte Kampf der mutigen Anwältin gegen die altertümliche Rechtsprechung ist spannend und beklemmend. Hiruts Leiden und ihr ungewisses Schicksal machen betroffen. Die Diskrepanz zwischen jahrhundertealter Tradition und Aufbruch in die Moderne fordert sie und ein ganzes Land heraus.
Pfarrer Thomas Schüpbach