Camille (Nina Meurisse) ist mit Herz und Kamera mittendrin © trigon-film

Filmtipp: Camille

25.02.2020

Eine moderne Martyriums-Geschichte, die am Filmfestival Locarno den Publikumspreis gewann

Die Fotoreporterin Camille Lepage arbeitet mitten im Kriegsgebiet der Zentralafrikanischen Republik. Camille liebt ihren Beruf, kann Fotostrecken an die französische Presse verkaufen und macht sich in Paris einen Namen. Mit einem Angebot zur Foto-Berichterstattung aus der Ukraine winkt ihr eine internationale Karriere, die sie jedoch ablehnt. Sie kehrt mit Überzeugung nach Afrika zurück; lebt und arbeitet hier mit Leidenschaft. Persönliche Beziehungen führen dazu, dass sie Soldaten in ihrem Kampf begleitet und dabei deren Leben und Sterben dokumentiert. Camille ist glücklich, aber auch an Leib und Leben gefährdet. Der verheerenden Dynamik von Gewalt und Gegengewalt wird sie nicht entkommen.

Der Film von Boris Lojkine gewann am Filmfestival Locarno den Publikumspreis. Sowohl engagiert als auch mitfühlend vermittelt der Regisseur das Bild einer radikal Liebenden. Camille Lepage ging in ihrem Fotoberuf auf und hat sich für ein höheres Ziel geopfert. Die filmische Hommage stellt Fragen an die Zuschauenden, die nicht auf Anhieb zu beantworten sind: Womit ist diese Form der Liebe zu erklären? Welche Motivation hat Camille für ihr Engagement gehabt? Wie weit ging ihre Faszination für das Land und die Menschen in Zentralafrika? Im Wissen um den potenziellen Tod auf dem Kriegsfeld hat die Protagonistin in Afrika gelebt, gearbeitet und gelitten. Der Film ist eine moderne Martyriums-Geschichte. An die Stelle der religiösen Symbolik tritt das humanistische feu sacré.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch


«Camille», Zentralafrikanische Republik/Frankreich 2019

Regie: Boris Lojkine
Besetzung: Nina Meurisse, Fiacre Bindala, Bruno Todeschini; Verleih: trigon-film

In Bern ab Donnerstag, 27. Februar, im Kino Rex, Schwanengasse 9