Filmtipp: Cittadini del mondo
Drei ältere Herren bereiten sich aufs Auswandern vor. Ob sie alle Fragen klären können?
Rom und la dolce vita – das ist im 2020 nicht mehr unbedingt ein Synonym, zumindest für die drei älteren Herren Giorgetto, Attilio und den Professore. Letzterer (gespielt vom Regisseur selbst, Gianni di Gregorio) hat sein Leben lang Latein und Griechisch unterrichtet, jetzt philosophiert er mit seinen Freunden in der Bar. Attilios Minimalrente reicht nicht wirklich weit, bei seiner Mieterin ist er schon seit drei Jahren in der Kreide. Giorgetto hat gar keine Pension, er hat seines Lebens immer etwas gewerkelt und gemacht, aber fest angestellt war er nie. Mit restaurierten Möbeln und einem Stand am Flohmarkt hält er sich über Wasser.
So ist Geld immer wieder ein Thema, und da ist der Gedanke nicht weit: mit diesen paar hundert Euro monatlich liesse sich irgendwo anders ein würdigeres Leben führen. Bloss, wo sollen die drei nur hin? Der Norden ist ausgeschlossen: guter Sozialstaat, aber zu teuer und definitiv zu dunkel und zu kalt. Kuba oder Malaysia wären nur eine Option, wenn sie auch dort heiraten würden, erläutert ihnen ein bekannter Professor. Bulgarien? Zu fremd. Die Azoren – ja, das wäre eigentlich ein gutes Ziel. Eine kleine Pension eröffnen, sie mit selbst restaurierten Möbeln hübsch einrichten, ecco! Nun, sie sprechen kein Portugiesisch, und Erfahrung mit einem Hotelbetrieb haben sie auch nicht, aber sie sind schliesslich Weltbürger, und der Rest kann man lernen.
Während die Zuschauer*innen die drei Herren bei ihren Vorbereitungen begleiten – und auch immer wieder mit ihnen ein Glas Wein in der Bar trinken – wachsen sie ihnen mit ihren Eigenarten ans Herz, und das an sich ernste Thema wird immer wieder mit Humor angegangen. Giorgetti, der selbst Römer ist und zugibt, gewisse Eigenheiten des Professore zu haben, hat ein rührendes Porträt seiner Stadt und vor allem seiner Bewohner geschaffen. Männer, die ein bisschen nostalgisch, ein bisschen naiv und auch ein bisschen bequem sind, wenn es darum geht, Neues anzupacken und nicht nur darüber zu reden.
Sabrina Durante
Cittadini del mondo. Italien, 2019, 92 Min. Regie: Gianni Di Gregorio Mit Gianni Di Gregorio, Ennio Fantastichini, Giorgio Colangeli.
Kinostart in der Deutschweiz: 12. März 2020.