Foto: Marco Schmidhalter
Folge dem Stern!
Aki-Kolumne von Isabelle Senn
Einem Stern zu folgen, bedeutet, sich ins Dunkle hinauszuwagen. Es heisst, die warme, sichere Stube zu verlassen und sich auf einen Weg zu machen, der möglicherweise abenteuerlich wird. Damit ein Stern Orientierung bieten und den Weg weisen kann, müssen andere, nähere Lichter aus gemacht werden. Und natürlich gilt auch: In der Nacht, in dieser unwegsamen Zeit, leuchten Sterne am hellsten. Die Nacht ist also der ideale Zeitpunkt des Aufbrechens.
So gelesen, er scheint die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern zur Krippe gefolgt sind, vielleicht in einem neuen Licht: Indem sie einem Stern folgen, tun sie nicht das Naheliegende und Selbstverständliche. Erst in der Dämmerung, wenn der Alltagsbetrieb mit seinen gebotenen Pflichten und gewohnten Routinen zur Ruhe kommt, wird der Stern sichtbar – und mit ihm die Sehnsucht spürbar, zu etwas Neuem, Unbekanntem aufzubrechen. Der (erste) Schritt in seine Richtung mag Überwindung kosten: Wie lässt sich bei Tage begründen, was in der Nacht so offen sichtlich erscheint? Und ausserdem ist die Nacht dunkel und nicht selten kalt; man kann sich verirren und an Grenzen kommen. Die Geschichte der drei Weisen zeigt aber auch, dass sich der Aufbruch lohnt: Dem Stern zu folgen, bedeutet, eines Nachts das Ziel vor Augen zu haben. Dieses Ziel mag man sich zwar mit Sicherheit anders vorgestellt haben, doch es lässt einen sagen und spüren: Ich bin wirklich angekommen.
Isabelle Senn