Das Theologiestudium war der jungen Frau in der 30er Jahren noch verwehrt. Gertrud Heinzelmann. Foto: Keystone

Frauenstimmen zum Konzil - Gertrud Heinzelmann

27.01.2016

Vier Frauen verfassten 1962 eine Konzilseingabe. Unabhängig voneinander erwarteten die deutsche Theologin Josefa Theresia Münch, die ehemalige Pfarrvikarin und Konvertitin Ilse Müller, die Theologiestudentin Ida Raming sowie die Zürcher Juristin Gertrud Heinzelmann vom Konzil die Diakonats- und Priesterweihe für Frauen.

llse Müller und Ida Raming treffen wir 40 Jahre später wieder auf einem Donauschiff. Zusammen mit fünf weiteren Frauen lassen sie sich zu katholischen Priesterinnen weihen. Dazu später mehr.
Mit dem Aufruf des Papstes, Wünsche und Anregungen an die vorbereitende Konzilskommission einzugeben, eröffnete sich für Gertrud Heinzelmann eine kleine Möglichkeit, Frauenanliegen zur Sprache zu bringen. Die Zeit war knapp. Heinzelmann verfasste eine differenzierte Studie zur damals gültigen Lehre von Thomas von Aquin und wies auf die frauendiskriminierenden Aussagen hin. Als Nicht-Theologin notabene; das Theologiestudium war der jungen Frau in der 30er Jahren noch verwehrt. Durch die Publikation ihrer Eingabe in der Zeitschrift «Die Staatsbürgerin» gelang es ihr, Öffentlichkeit zu schaffen. In der Schweiz reagierte man heftig auf die «Provokation», die «derart jedes Mass an anständiger und sachlicher Stellungnahme» überschreite (die Zeitung «Vaterland»). Auch Frauen distanzierten sich, wenn nicht vom Inhalt, so doch vom Vorpreschen Heinzelmanns.
Dass die Frauenfrage nicht nur Thema einiger Akademikerinnen war, zeigte die Umfrage der katholischen Frauen Deutschlands (kfd) von 1961. Frauen wünschten vom Konzil u.a. einen späteren Tauftermin, damit die Mütter bei der Taufe ihrer Kinder anwesend sein können, eine Auseinandersetzung mit konfessionsverschiedenen Ehen sowie ein kirchliches Begräbnis für ungetauft verstorbene Kinder. Der Deutsche Katholische Frauenbund KDFB forderte in seiner Eingabe kirchliche Unterstützung bei der Mädchenbildung und mehr Einsatz zugunsten der Frauenorganisationen. Zudem sollten verheiratete Frauen nicht nur in ihrer Funktion als Gattin und Mutter betrachtet und die Leistung der Frauen in Beruf und Kultur gewürdigt werden.

Angela Büchel Sladkovic

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