Freiheit kann zur Diktatur werden
Freiheit ist ein urchristlicher Wert, der seinen Ursprung in der jüdischen Befreiungsgeschichte hat. Der Exodus aus der Sklaverei in Ägypten ist die Grunderfahrung des jüdischen Volkes. Aber schon damals zeigte sich: Unkontrollierte egoistische Freiheit bringt Zwang und Tod für andere. Das befreite jüdische Volk unterjochte die Völker Palästinas. Der Fluch der ungezügelten Freiheit zieht sich durch die ganze Menschheitsgeschichte. Aus solcher Erfahrung entstand in den 1960ern die Befreiungstheologie. Die «freie Welt» hatte Südamerika jahrhundertelang geknechtet und geplündert, mit Kolonialisierung, Oligarchien, Militärdiktaturen, IWF-Zwangspolitik… Die gleichen Dramen in Afrika und Asien. Und die Knechtschaft geht versteckt weiter mit Zwangsarbeit, undurchsichtigen Finanzprodukten usw. Die Befreiungstheologie deutet die Freiheit als nobles Geschenk Gottes an jeden Menschen und gleichzeitig als soziales Gut. Die Freiheit darf andere nicht knechten. Sie ist nicht bloss Freiheit «von» Zwängen, sondern auch Freiheit «für» das Wohl aller. Die Liberalen vergessen, dass der Liberalismus aus dem Kampf gegen den Absolutismus entstanden ist und dem Volk die Selbstbestimmung bringen sollte. Schon damals verstanden es die «ehrenwerten» Bürger, sich als neue Aristokratie zu etablieren und das Volk zu knechten. Heute wird Freiheit nur noch als Recht für individuelle Entfaltung und Bereicherung gefordert. Die Freiheit muss wieder ein soziales Gut werden.
Das Lebenshaus unseres Glaubens gleicht einer grossen Kathedrale, an der seit nunmehr 2000 Jahren ununterbrochen gebaut wird. Unzählige Bauherren haben daran mitgewirkt: die frühchristlichen Gemeinden und Evangelisten, der Glaubenssinn von Millionen Menschen, das kirchliche Lehramt, Prophetinnen und Propheten. José Balmer schreibt über seinen Glauben. Ganz persönlich. In den 1980er Jahren lebte er in Bolivien. Sein Glaube ist von den Erfahrungen in dieser Weltgegend geprägt.
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