Schluss mit Selbstgesprächen! Foto: CL/photocase.de
«Ganz meine Meinung»
Eine eigene Meinung haben ist ein Privileg - und machmal auch eine Sackgasse für Diskussionen.
Es ist so eine Sache, «meine» Meinung. Es ist etwas, das wir alle haben, sich aber bei vielen unterscheidet. Ich habe meine Meinung, du hast deine Meinung. Sie haben ihre Meinung und manchmal haben wir unsere Meinung. Klingt doch alles ganz toll.
Es ist so eine Sache, die mich langsam ziemlich nervt. Wir können die brenzligen Themen unserer Zeit aufzählen: die Flüchtlingskrise, der Klimawandel, die EU und die Schweiz usw. Viele Menschen, mich inbegriffen, haben ihre Meinung dazu.
Eigentlich ist dies ein Zeichen, dass wir uns für die Probleme interessieren, dass uns das nicht einfach kaltlässt. Es ist ein absolutes Privileg, eine eigene Meinung zu haben, sie bilden zu können.
«Das ist halt meine Meinung. Punkt.» Wie viele wichtige Diskussionen enden wohl in einer Sackgasse aufgrund dieser sturköpfigen Aussage. Du hast deine Meinung und ich habe meine, und weil sie nicht übereinstimmen, können wir nicht weiterdiskutieren?
Wo bleibt da der Sinn einer eigenen Meinung, denn schlussendlich ändert sich so ja nichts? Ich denke, es braucht viel Zeit, sich eine Meinung zu bilden; eine gut überlegte, ausgewogene, möglichst wahrheitsgetreue Meinung.
Lässt man sich auf eine Diskussion ein, ohne sich jemals wirklich selbst mit dem Angesprochenen auseinandergesetzt zu haben, ohne jede Seite beleuchtet zu haben, oder plappert man einfach die Meinung anderer Leute nach, dann merken wir ziemlich schnell, wie es uns in die Enge treibt – wie heraus heraus, aus diesem Schlamassel?
Da kommt uns der rettende Satz in den Sinn, denn jeder darf ja seine eigene Meinung haben … Wir müssen wieder lernen, miteinander zu reden. Und zwar auch mit solchen Menschen, die eben eine andere Meinung haben. Denn wenn ich mir wirklich und ehrlich eine Meinung bilden will, dann bin ich auch bereit, diese zu ändern, wenn offensichtlich bessere Argumente gegen meine Meinung sprechen.
Ein sehr altes Sprichwort sagt: «Was wir wahrhaben wollen, halten wir auch für wahr.» Aber wenn wir uns mehr bemühen, uns gegenseitig zuhören, aufeinander eingehen, kommen wir dann nicht der Wahrheit Schritt für Schritt näher?
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Anna von Däniken 21, die Interlaknerin studiert Humanmedizin in Freiburg. Der Blauring ist ihr eine Lebensschule. Sie spielt Geige und Gitarre, liebt die Natur und will den Menschen helfen.