Gemeinsam mit Kindern und Kirche unterwegs

Sie leitet die Pfarreien, er die Kirchenmusik: Nicole und Grimoaldo Macchia sind seit Juli für die katholische Kirche in Thun tätig.

 

Sylvia Stam, Foto: Ruben Sprich

«Ich komme nicht allein, sondern mit meiner Familie», sagte Nicole Macchia (44), bevor sie die Stelle als Gemeindeleiterin der Pfarreien St. Martin und St. Maria in Thun annahm. Im Sommer ist sie zusammen mit ihrem Mann Grimoaldo Macchia (52) und den beiden Zwillingsbuben Jaron und Samuel (6) nach Thun gezogen. Grimoaldo Macchia ist Hauptorganist und Leiter Kirchenmusik der beiden Pfarreien.

Die Kinder hätten sich rasch eingelebt, entsprechend freut sich Nicole Macchia, wie unbeschwert sie sich im Pfarreialltag bewegen: «Sie rennen herum und gehen auf Leute zu, als wären sie schon ewig hier. Wenn die Kinder hier angekommen sind, sind wir es auch.»

Klare Rollentrennung

Es ist das erste Mal, dass die beiden in der gleichen Pfarrei angestellt sind. Damit ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. «Aber mein Chef ist Pfarrer Ozioma», fügt Grimoaldo Macchia sofort an und lacht. «Alles Administrative wie Lohnverhandlungen oder Mitarbeitergespräche läuft über ihn», also über den Leitenden Priester der Pfarreien. Diese klare Rollentrennung war den beiden wichtig, denn «ich bin emotional gefesselt», sagt Nicole Macchia.

Die Familie war zuletzt in Lenzburg wohnhaft, Nicole Macchia war Pfarreiseelsorgerin im Pastoralraum Muri und Umgebung, während ihr Mann, der ein Diplom in katholischer und reformierter Kirchenmusik hat, in Arth-Goldau SZ und Birr AG tätig war. Schon in Muri hatte Nicole Macchia Visionen, wohin die Pfarrei sich entwickeln könnte. Daher war es für sie an der Zeit, eine Leitungsstelle zu übernehmen. Die strategische Ebene liege ihr, «da geht mein Herz auf».

Seelsorgegespräche in der Beiz

Nicole Macchia sieht sich als Teamplayerin, möchte Mitarbeitende «begleiten, ihnen Raum geben, damit sie ihre Talente einbringen können». Inhaltlich will sie einen Fokus auf die Diakonie legen, zum Beispiel durch die regelmässige Anwesenheit von Leuten aus dem Pfarreiteam im Foyer in den beiden Kirchen und, wenn es umsetzbar ist, in einer Beiz.

«Eine Katechetin hat berichtet, dass sie dort oft Seelsorgegespräche führt», erzählt Nicole Macchia. «Daraus könnte sich eine unkomplizierte Plattform für Austausch und Begegnung entwickeln.» Die Kirche müsse wegkommen von der Erwartung, dass Menschen zu ihr kommen.

Auch Grimoaldo Macchia hat Visionen, wohin sich die beiden Pfarreien musikalisch entwickeln könnten. Er sei zwar klassisch ausgebildet, habe aber auch Erfahrung mit Jazz, Gospel, Pop und Volksmusik. «Mit verschiedenen Musikstilen erreicht man auch andere Leute.»

Mit einem Projekt-Kinderchor an Weihnachten möchte er Kinder in das musikalische Pfarreileben einbinden. Er sieht auch Chancen in meditativen Formaten mit Text, Bild und Musik. Als Komponist möchte er eine Konzertreihe durch die zwölf 1000-jährigen Kirchen am Thunersee gestalten. «Ich schaue mir die jeweiligen Orgeln an und schreibe das Stück für diese Kirche.»

Musik im Dienst der Liturgie

Für die Musik im Gottesdienst hat er eine klare Linie: «Sie muss die Handlung unterstützen.» Wenn der liturgische Akt fertig sei, müsse auch das Orgelspiel zu Ende sein. «Im Gottesdienst ist es wichtig, die Herzen zu erreichen.» Wenn ein Organist sich als Künstler verwirklichen wolle, müsse er Konzerte geben. Umgekehrt lässt Nicole Macchia Organist:innen gerne viel Raum bei der Liedauswahl, «sie kennen sich im Liedgut oft besser aus als ich».

Respekt hat Nicole Macchia vor dem grossen administrativen Aufwand, der mit der Gemeindeleitung auf sie zukommt. Entsprechend hat sie um eine Leitungsassistenz gebeten. Sie lässt sich aber von Erwartungen anderer auch nicht erdrücken, sondern nimmt sie mit in die Verantwortung: «Führen kann ich nicht allein, wir sind miteinander unterwegs. Darum machen wir eins nach dem anderen.»

Dass das auch für den Familienalltag gilt, wird nach dem Gespräch deutlich. Grimoaldo Macchia verabschiedet sich und eilt nach Hause: «Ich muss das Mittagessen kochen, die Kinder kommen gleich aus dem Kindergarten.»