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Geschenkte Zeit

03.04.2025

Bistumskolumne von +Felix Gmür


«Das Geschenk der Zeit» stand kürzlich unterhalb zweier Werbefotos für Uhren. Grafisch ansprechend, hat mich jedoch die Verbindung von Text, Bild und Absicht irritiert. Suggeriert das Plakat nicht, dass einem durch den Kauf einer Uhr Zeit geschenkt wird?

Ich kam ins Grübeln: Was schenkt mir Zeit? Was frisst sie? Kann ich durch eine Uhr Zeit gewinnen? Die alte griechische Unterscheidung von Chronos und Kairos kam mir in den Sinn. Dadurch, dass mir die messbare Chronos-Zeit hilft, meinen Tag und die Termine optimal zu organisieren, kann mir eine Uhr weiterhelfen. Doch das bleibt eine Sache der Effizienzsteigerung – und die geht ja oft zulasten der Kairos-Zeit, der Zeit im Hier und Jetzt, die uns gerade dadurch erfüllt, dass sie augenblicklich keine Rolle spielt. Chronos braucht Kairos und umgekehrt: Wir brauchen genügend Zeit für unsere Arbeit und Aufgaben, genügend Freiräume für Spontaneität und das Auskosten des Augenblicks.

Die Fastenzeit schenkt Momente, um sich aus der oft unbarmherzigen Chronos-Zeit zu befreien, und hilft mir, mich auf das Wesentliche – Gott – auszurichten. In dieser Ausrichtung erfahre ich ganz viel Kairos-Zeit, die ich wahrhaft als Geschenk ansehe. Frohe Ostern!

«Was mich bewegt» im Überblick

Bischof Felix Gmür. Foto: Fabienne Bühler