Die Gemeinschaft der Diakonissen in Bern. Im Juni legt Schwester Lydia Schranz als Oberin ihr Amt nieder – nach bewegten 25 Jahren. Hinweis: www.diaconis.ch Foto: Pia Neuenschwander

Gibt es auch reformierte Orden?

01.04.2015

Heute führen die Stiftung Diaconis und die Gemeinschaft der Diakonissen weiter, was in Bern vor 200 Jahren als reformierte Schwesterngemeinschaft begonnen hat. Im Juni legt Schwester Lydia Schranz als Oberin ihr Amt nieder – nach bewegten 25 Jahren.

Es waren unsichere Zeiten in Bern Anfang des 19. Jahrhunderts. Die napoleonischen Truppen waren abgezogen, das Ancien Régime wollte Macht zurück. Etliche Christen wurden «erweckt », gründeten christliche Gemeinden oder Schulen. Sophie von Wurstemberger war eine Patrizierin, welche die Not der Kranken erkannte und mit Freundinnen eine Art Spitex aufbaute. Viele ledige Bürgersfrauen sassen untätig zu Hause und konnten keinen Beruf erlernen. Sie wurden angesprochen, ausgebildet und in den gleichen Stand wie eine verheiratete Bürgersfrau gehoben, indem sie gleich gekleidet als Diakonissen «unter die Haube» kamen, um sich dann in der Pflege zu engagieren.
Seither gehört das Diakonissenhaus als soziale Kraft zu Bern. Das Salem Spital wurde zwar verkauft, doch die Arbeit in Pflege, Wohnen, Bildung und Beratung blieb. Die Schwestern vom Siloah in Gümligen zogen vor ein paar Jahren ebenfalls nach Bern. Heute sind alle 48 Diakonissen über 60 Jahre alt – als junge Inspiration lebt die ökumenische StadtKommunität Don Camillo mit mehreren Familien bei ihnen. Während einst die reformierten Schwestern ihre katholischen Nachbarinnen vom Viktoriaspital kaum grüssten, engagieren sie sich heute für interreligiösen Dialog und eine offene Spiritualität, freut sich Schwester Lydia Schranz. Sie hat in den letzten 25 Jahren die enormen Veränderungen erlebt und mitgeprägt. Bete und arbeite, die Ordensregel des Benedikt, war für sie immer wegweisend. Auch wenn sie ihr Amt als Oberin ablegt, steckt sie noch voller Energie. Die Stiftung Diaconis engagiert sich weiterhin in der Pflege. Die Verantwortlichen bauen aktuell ihren Einsatz für Palliative Care aus – um schwer kranken Menschen beizustehen, wie einst Gründerin Sophie von Wurstemberger.

Christina Burghagen
Karl Johannes Rechsteiner