Glauben in einer aufgeklärten Welt?

15.01.2014

Manchmal höre ich Leute sagen, man könne heute nicht mehr glauben. Die Wissenschaften würden die Welt besser erklären, Gott trete ohnehin nie in Erscheinung. Dem stimme ich zu, ausser, dass damit die Frage nach Gott für mich noch nicht erledigt ist. Denn kann es nur geben, was der Mensch mit seinem Verstand begreift? Gewiss, der Glaube muss vernünftig sein. Aber Vernunft ist mehr als Verstand. Vernunft schliesst unsere Gefühle, Ideale und Intuition ein. Wie sähe unsere Welt aus, wenn wir Menschen keine Gefühle hätten, keine Empathie und Mitleid? Um unser Zusammenleben zu gestalten, müssen wir Verstand und Gefühle zusammenbringen, die richtige Mischung wird uns vor Fantastereien bewahren. Mein Bauchgefühl sagt mir auch: Es muss «mehr als alles» geben. Ich mache wunderbare Erfahrungen, die sich nicht rein wissenschaftlich erklären lassen: Liebe, Vertrauen, Schönheit, Kunst… Klar, laufen dabei elektrochemische Abläufe in Kopf und Körper ab, die man wissenschaftlich untersuchen kann. Auch als wissenschaftlich interessierter Mensch glaube ich, dass mehr dahinter steckt. Dass z.B. echte Nächstenliebe nicht bloss eine Strategie im Überlebenskampf der Evolution ist. Ich glaube, dass im objektiv Messbaren eine verborgene Dimension liegt, die man «göttlich» nennen kann.

José Balmer vertritt seine persönliche Sicht. Wer auf seine Anregungen einsteigen will, kritisch, zustimmen oder ergänzend, kann das in unserem begleitenden Forum tun (Online-Formular, Email).