Erste Hausgemeinden in Rom wurden auch von Frauen aktiv mitgeleitet (Röm 16,1–16). Foto: Canva.

Glaubenssache online: Frauen in Amt und Würden!

Am 8. März feiern wir den Internationalen Frauentag. Das ist kein christliches Fest; aber ein Anlass, wieder einmal auf die starken Frauentraditionen der Bibel zu blicken. Frauen gestalteten die ersten Gemeinden prominent mit. Bereits in der Bibel werden aber auch Gegenkräfte sichtbar. Die Frage ist, welchen biblischen Stimmen wir welches Gewicht geben.


Sabine Bieberstein

Schon lange ist bekannt: Die Evangelien zeigen Frauen als Jüngerinnen Jesu. Frauen sind mit Jesus unterwegs, und gerade in der brüchigen Zeit von Karfreitag treten sie als diejenigen in Erscheinung, die angesichts der Kreuzigung Jesu nicht davonlaufen, sondern dableiben, hinsehen und aushalten. Die Bekannteste unter ihnen ist Maria aus Magdala, die im Mittelalter den Titel «Apostola Apostolorum» (die Apostelin der Apostel) erhielt, weil sie den übrigen Mitgliedern der Jesusgemeinschaft die Osterbotschaft brachte (Joh 20,18).

Apostelinnen, Diakoninnen, Gemeindeleiterinnen

Diesen Geist eines gleich-wertigen und gleich-würdigen Miteinanders verschiedenster Menschen finden wir auch in den Gemeinden des Paulus. Die Grussliste des Römerbriefs nennt Phöbe eine Diakonin und Junia eine Apostelin. Sie zeigt, dass Priska gemeinsam mit ihrem Mann Aquila ihr Haus für eine Hausgemeinde zur Verfügung stellte; und sie zeigt Maria, Tryphäna, Tryphosa und Persis als Leiterinnen anderer Hausgemeinden in Rom (Röm 16,1–16).

All dies war in den frühen christusgläubigen Gemeinden möglich, weil Paulus und die ersten Gemeinden überzeugt waren, dass alle Glaubenden mit der Taufe die Geistkraft, Begabungen und Fähigkeiten empfangen, die in die Gemeinde eingebracht werden können und sollen. Gemeinde lebt davon, dass alle ihre Fähigkeiten einbringen können, unabhängig von Herkunft, sozialem Status, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Alle Getauften zusammen bilden nichts weniger als den «Leib des Christus» (1Kor 12).

Allerdings lässt das Neue Testament auch erkennen, dass es in späterer Zeit Stimmen gab, die Frauen in passivere Rollen drängen wollten. Frauen sollen schweigen, kann man da lesen. Sie sollen nicht lehren, sondern sich unterordnen (z. B. 1. Timotheus 3,9–15). Allerdings hat, wer so etwas schreibt, wohl Frauen vor sich, die gerade nicht geschwiegen haben, sondern lehrten und Führungsrollen beanspruchten. So werden auch solche Texte zur Quelle für Frauengeschichte.

Die Zeit ist überreif!

Solche Erkenntnisse über die Freiräume von Frauen in den ersten Gemeinden sind nicht neu. Die katholische Kirche verwehrt Frauen trotzdem immer noch den gleichberechtigten Zugang zu allen Ämtern. Auch wenn, und das ist eine erfreuliche Entwicklung, in vielen Bistümern und in Rom heute Führungspositionen mit Frauen besetzt werden. So gilt es, beharrlich immer wieder die gleichen Argumente zu wiederholen und gegen den Traditionsverlust auf die vielfältig-lebendigen Anfänge zu verweisen, die deutlich machen: Nicht die Beteiligung von Frauen an allen Ämtern ist begründungspflichtig, sondern ihr Ausschluss.