
Rembrandts Christuskopf (1645–1650). Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie. Bild: Wikimedia Commons
Glaubenssache online: Jesus war Jude
Im Neuen Testament wird es als selbstverständlich vorausgesetzt und vielfältig beschrieben: Jesus war Jude. In der Krchengeschichte wurde diese historische Tatsache jedoch jahrhundertelang verdrängt und verleugnet – einhergehend mit Judenverfolgungen und schlimmsten Pogromen. Es ist daher gerade für Kirchen eine dauerhafte Aufgabe, das Bewusstsein für das Judesein Jesu wachzuhalten.
André Flury
Ein neugeborenes Kind ist jüdisch, wenn seine Mutter jüdisch ist. In Bezug auf Jesus heisst das: Maria war Jüdin. Und selbstverständlich war auch Josef Jude: Das Matthäusevangelium beginnt mit dem Stammbaum Jesu von Abraham bis Josef.
Maria und Josef
Entsprechend ihrem jüdischen Glauben liessen Josef und Maria ihren Sohn am achten Tag beschneiden (Lukasevangelium 2,21) und gaben ihm den Namen Jesus – hebräisch Jehoschua: «Gott rettet». Den gleichen Namen hatte Josua, der Nachfolger von Moses. Das Lukasevangelium 2,22–24 erzählt weiter von der kultischen «Reinigung» Marias vierzig Tage nach der Geburt Jesu, wie sie in der Tora verlangt wird (Levitikus 12) und von der sogenannten «Darstellung des Herrn» im Tempel: Gemäss Geboten beim Auszug aus Ägypten soll Mose Gott «jede Erstgeburt als geheiligt» erklären (Exodus 13,2). Die einzige Erzählung von Jesus als Kind in den Evangelien beginnt mit den Worten: «Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Pessachfest nach Jerusalem» und beschreibt dann, wie Jesus im Tempel blieb und den Schriftgelehrten Fragen stellte (Lukasevangelium 2,41–52).
Rabbi Jesus
Von seinen Jünger:innen wurde Jesus «Rabbi» genannt (Markusevangelium 9,5) und damit als Lehrer der Torah (der ersten fünf Bücher Moses) angesehen. Als Jesus von einem Schriftgelehrten gefragt wurde, was das höchste Gebot sei, antwortete er nicht mit etwas Neuem, sondern zitierte zwei Stellen aus der Torah: «Das erste ist: Höre, Israel, Gott, unser Gott, ist der einzige Gott. Darum sollst du Gott, deinen Gott, lieben …» (Markusevangelium 12,29f zitiert Deuteronomium 6,4f). «Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst …» (Markusevangelium 12,31 zitiert Levitikus 19,18).
Prophetisches Wirken
Schon Maria, die Mutter Jesu, wird mit dem Magnifikat als junge Prophetin beschrieben (Lukasevangelium 1,46–55). Auch Jesus wirkte in grosser Kontinuität zu den Prophet:innen des Ersten Testaments. Daher hielten viele Leute Jesus für einen wiedergekommenen Propheten: «Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten», während Petrus zu Jesus sagte: «Du bist der Christus.» (Markusevangelium 8,28–29). Auch das griechische Wort «Christus» verbindet Jesus mit der jüdischen Heilsgeschichte: Es steht für das hebräische Wort «Maschiach» (Messias), was ebenso wie Christus «Gesalbter» (Gottes) bedeutet.
Letzte Worte
Das gesamte Leben Jesu vollzog sich in tiefster Verbundenheit mit seinem jüdischen Glauben. Und die Evangelien interpretieren das Leben und die Bedeutung Jesu von der Torah, den Prophetenbüchern sowie den weiteren biblischen Schriften her – von Jesu Geburt bis zu seinem Leiden und Sterben. Seine Passion und die Kreuzigung werden mit vielen Zitaten aus dem Ersten Testament erzählt. Und bei seinem Tod betete Jesus gemäss den Evangelien mit Psalmworten zu Gott. Die letzten Worte Jesu im Markusevangelium sind Psalm 22,2: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (Markusevangelium 15,34). Die letzten Worte im etwas später entstandenen Lukasevangelium entstammen Psalm 31,6: «Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist» (Lukasevangelium 23,46).
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