Angel in the snow

Engel lassen als Boten etwas von der Welt Gottes in unseren Alltag herüberleuchten. Foto: iStock

Glaubenssache: Und Friede auf Erden!

«Und Friede auf Erden…» So tönt es alle Jahre wieder aus der Weihnachtsbotschaft herüber in unsere Welt. Und in jedem Jahr scheint der Friede weiter entfernt als je zuvor. Ist es nicht naiv, jedes Jahr aufs Neue von diesem Frieden zu singen? Und doch: Wie soll man leben ohne dieses Wort vom Frieden?


Sabine Bieberstein

Es sind die Engel, die nach dem Lukasevangelium in der Nacht der Geburt Jesu von diesem Frieden singen: «Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen des Wohlgefallens» (Lukasevangelium 2,14). Engel sind in der Bibel Boten aus Gottes Anderswelt, die etwas von dieser Welt Gottes herüberleuchten lassen in den Alltag unserer Welt. Sie öffnen Augen und Herzen, bringen Botschaften oder weisen den Weg dort, wo kein Weg erkennbar ist. 

Und es ist, als ob unsere Welt nichts nötiger bräuchte als solche Anstösse von woanders her, die uns daran erinnern, dass das, was in unserer Welt nicht gut ist, nicht so sein muss, sondern dass es anders und gut sein kann. Dazu gehört dieses Lied vom Frieden, das in einer friedlosen Welt erklingt. 

Biblische Friedensvisionen

Im Friedenslied der Engel finden vielfältige Friedensbilder und -visionen des Ersten Testaments ein Echo. Frieden – hebräisch Schalom – meint im Ersten Testament nicht allein die Abwesenheit von Waffengewalt, sondern Wohlergehen ohne Gefährdungen, Glück, Ruhe und Sicherheit, kurz: eine wohlgeordnete Gesellschaft, in der alle gut leben können. 

So träumt ein Text zu Beginn des Buches Jesaja vom Umschmieden tödlicher Waffen in lebensfördernde Werkzeuge: «Gott wird Recht schaffen zwischen den Nationen und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg.» (Jesaja 2,4) Der Text weiss, wie sehr ein tragfähiger Friede auf Recht und Gerechtigkeit beruht und dass nur auf einer solchen Grundlage etwas Neues entstehen kann.

«Gerechtigkeit und Friede küssen sich», so sagt es Psalm 85,11. Wenn dies geschieht, können alle friedlich unter ihren Feigenbäumen sitzen und die Trauben ihrer Weinstöcke geniessen (Micha 4,3–4). Ein gutes Leben in Sicherheit wird möglich.

Die Kraft von Friedensvisionen 

Was helfen uns solche Bilder vom Frieden heute in einer Welt voller Krieg und Gewalt? Sie sind Anstösse, all die Zerstörung nicht als «normal» hinzunehmen, sondern anders denken zu lernen. Biblische Visionen malen andere Bilder, die uns daran erinnern, dass Leid, Unrecht und Gewalt nicht unabänderlich sind. Es gibt Alternativen. 

Wir dürfen und wir müssen an der Hoffnung festhalten, wenn sich etwas zum Guten verändern soll. Die «Weihnachtsgeschichte» im Lukasevangelium giesst die Hoffnung auf Frieden in eine Erzählung. Nicht im Machtzentrum der Welt, beim Kaiser, sondern bei einem ohnmächtigen Kind nimmt der Friede seinen Ausgang. Wie gefährdet er ist, wissen wir alle. Aber wir haben nicht mehr als diese gefährdete Hoffnung, um mit allen Menschen guten Willens an einer Welt zu bauen, in der Kinder wie dieses wehrlose Kind in der Krippe in Sicherheit und Würde leben können.
 

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