Regula Furrer, Generalsekretärin der Landeskirche. Foto: Sylvia Stam
Good News für die Kirchen
Über die Unterstützung für die Berner Landeskirchen, eine RKZ, die Wort hält und Fragen der Moral.
Liebe Leserinnen und Leser
Good News für die Kirchen: Letzte Woche hat der Grosse Rat des Kantons Bern ohne Wenn und Aber den drei Landeskirchen für die Jahre 2026 bis 31 29,4 Mio Franken zugesprochen. Für die römisch-katholische Landeskirche sind dies rund 6,6 Mio Franken jährlich. Damit werden sie weiterhin Mittagstische, Altersnachmittage oder Sozialberatungen anbieten können. Die Kirchen hatten ihre Leistungen für gesamtgesellschaftliche Aufgaben zuvor je in einem Bericht nachweisen müssen. Die lobenden Worte von Politiker:innen aller Couleurs waren eindrücklich und für die anwesenden Kirchenvertreter:innen sicherlich wohltuend.
Hier geht’s zum Interview mit Regula Furrer, Generalsekretärin Landeskirche Bern
Wieviel Staat braucht die Kirche?
Dennoch blickt die Politik auch kritisch auf die Kirchen: Der Nationalrat stimmte diese Woche sechs Motionen und einem Postulat zu, das Organisationen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, zu Schutzmassnahmen zur Prävention von Missbrauch verpflichtet. Damit sind Kirchen, Schulen, aber auch Sportvereine gemeint. Eine staatliche Kontrolle also für die Kirchen? Ja, sagt Urs Brosi, Generalsekretär der RKZ, auf Nachfrage des «pfarrblatt». Die Zahl sexueller Gewalttaten und die Mehrdimensionalität des Problems erforderten «eine breite Sensibilisierung, Koordination und die Hartnäckigkeit der Staatsgewalt».
Kirche hält Wort
Mit Good News wartete auch RKZ, der Dachverband der Landeskirchen, auf: Im Januar 2025 beginnen die Bischofskonferenz, die Ordensgemeinschaften (Kovos) und die RKZ eine Kooperation mit den kantonalen Opferhilfestellen. Nebst finanzieller Unterstützung schaffen die kirchlichen Player eine Informationsstelle, welche den Opferberatungsstellen mit ihrem kirchlichen Fachwissen zur Verfügung steht. Eine unabhängige Anlaufstelle fordern Betroffene schon lange. Entsprechend erfreut zeigte sich die Präsidentin der IG Miku, Vreni Peterer: «Wenn das Ganze im Januar 2025 beginnt, hat die Kirche Wort gehalten!»
Voll daneben
Bad News kam dafür aus den Reihen der GLP: Sanjia Ameti erntete für ihren unsäglichen Instagram-Post mehr als einen Shitstorm: Morddrohungen, Jobverlust und wohl das Ende ihrer politischen Karriere. Sogar die Bischofskonferenz, sonst nicht gerade für rasche Reaktionen bekannt, verfasste innert Tagesfrist eine Stellungnahme.
Auf die Abbildung eines Menschen zu schiessen, ist per se moralisch verwerflich, erst recht, wenn es sich um eine Mutter mit Kind, in diesem Fall die Madonna mit Jesuskind, handelt. Ein solches Bild auf Instagram zu posten, ist schlicht dumm. Dennoch erstaunt die Heftigkeit der Reaktionen, auch in Anbetracht der Säkularisierung, die doch weite Kreise unserer Gesellschaft erfasst hat. Die katholische Kirche im Kanton Zürich und der Katholische Frauenbund erinnern in diesem Kontext zu Recht daran, dass Christ:innen dazu aufgerufen sind zu vergeben, statt Hass zu schüren.
KI-Jesus
Die Frage nach der Moral stellt man sich derzeit auch in der Peterskapelle Luzern. Hier können Interessierte in einem Beichtstuhl mit einem KI-Jesus ins Gespräch kommen. Er ist so programmiert, dass er mit einer seelsorgerlichen Haltung antwortet. Auch wenn die Antworten bisweilen floskelhaft und recht fromm sind, sieht Marco Schmid, Theologischer Mitarbeiter der Peterskapelle, in der KI Chancen für die Seelsorge: «Die Maschine urteilt nicht über mich, egal, was für Fragen ich stelle».
Ich wünsche auch Ihnen, liebe Leser:innen, offene Ohren, die vorurteilsfrei zuhören, und Begegnungen mit Menschen, die Fehler verzeihen können. Vielleicht bietet der anstehende eidgenössische Bettag eine Gelegenheit, über christliche Werte in unserer Gesellschaft nachzudenken oder ins Gespräch zu kommen.
Herzlich grüsst
Sylvia Stam, Redaktorin «pfarrblatt»