Bild auf dem spätgotischen Flügelaltars in der Wallfahrtsbasilika «Zu unserer lieben Frau» in Mariapfarr Lungau: «Anbetung der Könige».

Happy Birthday, «Stille Nacht»

06.12.2018

200-Jahr-Jubiläum

Am kommenden Heiligen Abend, dem 24. Dezember, sind es zweihundert Jahre, seit das Weihnachslied «Stille Nacht, heilige Nacht» das erste Mal erklang – in der kleinen Pfarrkirche St. Nikola zu Oberndorf bei Salzburg. Komponiert hat das Lied der Lehrer und Organist Conrad Franz Xaver Gruber auf einen Text des Salzburger Priesters Joseph Mohr.


Joseph Mohr trat 1815
eine Stelle als Hilfspriester in der Wallfahrtskirche Mariapfarr im Lungau an. Die aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche ist ein bekannter Wallfahrtsort im Salzburgerland. Das Gnadenbild der Madonna mit der Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland lässt vermuten, dass Mohr sich durch dieses Bild zum Weihnachtsgedicht «Stille Nacht, heil’ge Nacht» anregen liess. Er schrieb nämlich diesen weihnächtlichen Text 1816 im Lungau: Sein «holder Knabe im lockigen Haar» ähnelt dem blondgelockten Christuskind auf dem Gemälde in der Marien-Wallfahrtskirche.

Ab dem Sommer 1817 war Mohr Pfarrhelfer in der Pfarrei Oberndorf. Hier lernte er den fünf Jahre älteren Lehrer von Arnsdorf und Organisten der Nicolai-Kirche im benachbarten Oberndorf, Conrad Franz Xaver Gruber, kennen. Der Priester bittet vor Weihnachten 1818 seinen Freund Gruber um eine passende Melodie für seine zwei Jahre zuvor geschriebenen Weihnachtsstrophen.

Gruber komponierte spontan im Schulhaus von Arnsdorf dazu eine schlichte pastorale Weise und – das «Stille Nacht» erklang erstmals nach der Christmette, im Kirchenraum vor der Krippe in Oberndorf; der zweistimmige Satz wurde gesungen von den beiden Freunden und von Joseph Mohr auf der Gitarre begleitet.

Nach dieser Premiere in der Kirche von Oberndorf – die ständig vom Hochwasser der Salzach bedohte Pfarrkirche wurde abgerissen, an ihrer Stelle steht heute die Stille-Nacht‐Gedächtniskapelle – wird das Lied durch Lehrer und Organisten rasch verbreitet.

Vor allem ist es dann die Handels- und Sänger-Familie Strasser aus dem Zillertal, die das «weihnächtliche Volkslied aus dem Tirol» in den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts in die deutschen Städte trug, vor allem nach Leipzig und Berlin: von hier aus eroberte es die ganze Welt. Es ist heute das weltweit bekannteste Weihnachtslied – und wird in mehr als dreihundert Sprachen gesungen.

Angelo Garovi