Herausgegriffen
Über durchschnittliche Todesursachen, den Film «Silence» und Weihbischofs Elegantis Worte zum Krankensonntag.
Eine Frage der Perspektive
«Mehr Menschen sterben heute an Altersschwäche als an ansteckenden Krankheiten. Und mehr Menschen begehen Selbstmord als von Soldaten, Terroristen und Kriminellen zusammen getötet werden. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stirbt der Durchschnittsmensch mit grösserer Wahrscheinlichkeit, weil er sich bei McDonald’s vollstopft, als durch eine Dürre, Ebola oder einen Anschlag von al-Qaida.»
Gelesen bei Yuval Noah Harari im Buch Homo Deus, C.H. Beck 2017, hier Seite 10
«Silence»: Film und Diskussion
Der Film «Silence» sei für die Jesuiten eine «fast unerträgliche Zumutung». Das sagt Franz-Xaver Hiestand. Was er damit meint, erfahren Sie am 5. März, 10.30, im Kino Camera (Seilerstr. 8, Bern). Nach dem Film diskutieren: Stefanie Arnold (Verlagsleitung Filmbulletin), Basil Schweri (Filmemacher, aki-Bern) und Franz-Xaver Hiestand SJ (aki-Zürich). Tickets: (Fr. 15.– pro Person) info@aki-zh.ch oder Tel. 031 327 50 50. Bitte den Vermerk «Bern» angeben!
5. März: Krankensonntag
Das Wort zum Krankensonntag von Weihbischof Marian Eleganti:
Der verborgene Schatz auf dem Acker des Lebens – aus dem Wort der Schweizer Bischöfe zum Krankensonntag:
Ob wir krank oder gesund sind, wir alle sind herausgefordert, über den Sinn der Krankheit nachzudenken und die möglichen Situationen, in die wir an unserem Lebensende geraten können, im Geiste vorwegzunehmen. (...) Das Alter bzw. Älterwerden ist geeignet, nach dem Sinn des Lebens zu fragen, eine Frage, die durch die Dringlichkeit und Sinnhaftigkeit der Alltagsgeschäfte oft in den Hintergrund gedrängt wird.
Bei Thomas von Kempen heisst es: «Was antwortest du auf die Frage: Warum bist du auf die Welt gekommen? Es ist von Zeit zu Zeit gut, dir diese Frage zu stellen.» Das gilt vor allem für den letzten Lebensabschnitt. Im Psalm 138 lesen wir: «Du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoss meiner Mutter. Deine Augen sahen, wie ich entstand, in Deinem Buch war schon alles verzeichnet; meine Tage waren schon gebildet, als noch keiner von ihnen da war.»
Gott hat also all meine Tage angeschaut und gesegnet: auch die letzten. Ihr Sinn liegt wie ein verborgener Schatz auf dem Acker des Lebens und muss geborgen werden.Den drohenden Verlust der geistigen Kontrolle über sein Leben hat Gunter Sachs als einen würdelosen Zustand betrachtet, dem er durch Selbsttötung entschieden entgegentreten bzw. zuvorkommen wollte.
Keinen Augenblick lang habe ich jedoch persönlich den Verlust der geistigen Kraft bei meinen betagten Eltern als einen Verlust ihrer Würde erlebt. Würde hat jeder Mensch, gerade der Schwache. Allenfalls sind wir es, die sie ihm absprechen oder ihn nicht seiner Würde gemäss behandeln. Was hat Abhängigkeit mit Würdelosigkeit zu tun? Ist ein Kind würdelos, weil es noch nicht vollkommen über sein Leben zu verfügen vermag, auf Hilfe angewiesen ist? Darf unser Dasein keine Schwäche dulden? Muss nun jeder, der schwach ist, sich als eine Zumutung für die Gesellschaft sehen, als einen Kostenfaktor, als emotionale und kräftemässige Überforderung für sein Umfeld?
Die Suizidraten bei alten Menschen nehmen zu, auch weil Teile der Gesellschaft daran sind, neue Standards zu setzen durch die Rechtfertigung und Legitimierung der Selbsttötung als Versuch der Suizidenten, bis zum Schluss die Autonomie und damit die menschliche Würde zu bewahren.
Der christliche Glaube hingegen spricht seit jeher vom Übergang und Heimgang der Verstorbenen und sieht das Leben als eine grosse Bewährungs- und Vorbereitungszeit auf die Vollendung in Gott. Das lässt Christen zuversichtlich auf die Todesstunde blicken.
Mit meinen besten Segenswünschen!
+Marian Eleganti