Suizidhilfe im Alter als Ausdruck der Leistungsgesellschaft? Foto: fotolia, Photographee.eu

Hilfe zum Leben

27.07.2016

Gedanken zur Suizidhilfe im Alter von Bistumsmitarbeiter Tobias Fontein.

Anfang Juli hat Bischof Felix sich mit grosser Medienresonanz dagegen ausgesprochen, dass betagte Menschen einen leichteren Zugang zu Sterbemitteln und somit zum «organisierten Tod» erhalten. Denn immer mehr alte oder chronisch kranke Menschen haben das Gefühl, dass sie eine Last sind. Wenn Sterbehilfe schleichend ausgeweitet wird auf Menschen, die nicht sterbenskrank sind, wird deutlich gemacht, dass es verbleibende und noch geschenkte Lebenszeit gibt, die nichts mehr wert sei. Was mich bewegt: Wieso wird das Älterwerden für manche Menschen unerträglich? Auf welchem Weg sind wir, wenn wir unterscheiden zwischen Leben, das etwas bzw. nichts mehr wert ist? Meine Erfahrung als Seelsorger hat mir gezeigt, dass Menschen, die eine schwere Last durchs Leben tragen, ein offenes Ohr und eine helfende Hand brauchen. Menschen, deren Leben durch Alter oder Krankheit eingeschränkt wird, müssen eine sinnvolle Aufgabe haben und sei sie noch so bescheiden. Sie müssen noch ein Ziel erreichen oder einen Traum verwirklichen wollen. Sie müssen einen Grund haben, für den es sich zu leben lohnt. Diese Menschen brauchen keine Hilfe zum Sterben – sie brauchen Hilfe zum Leben.

Tobias Fontein, Regionalverantwortlicher der Bistumsregion St. Urs

Lesen Sie dazu auch den Artikel von Jürg Meienberg