Foto: Karl Fredrickson/ unsplash.co
Hintergründe eines Rekordes
«Wortimpuls». Kolumne von Felix Klingenbeck
Im Jahre 2014 hatte die römischkatholische Kirche in der Schweiz so viele Mitglieder wie noch nie. Seit dem Höchstwert Mitte des letzten Jahrzehntes ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Die Austrittsquote von etwa 1 % pro Jahr ist für eine gesellschaftliche Grossinstitution ein relativ stabiler Wert.
Was soll also die gebetsmühlenhafte Wiederholung vom dramatischen Mitgliederschwund der römisch-katholischen Kirche? Was soll also die häufige Rede von den leeren Kirchen? Sind das plakative Aussagen, schräge Klischees?
Die rekordhohe Mitgliederzahl und die quantitative Stabilität ist die eine Seite. Zu beachten auf der anderen Seite ist, dass der prozentuale Anteil der Katholik:innen an der Gesamtbevölkerung abnimmt. Die zahlenmässige Stabilität rührt auch daher, dass die Verluste durch zuziehende katholische Migrant:innen abgefedert werden. Tatsache ist weiter, dass die Kirchenbindung der Kirchenmitglieder vielfältiger und loser wird. Die Zahl der Taufen und der Trauungen ist in den letzten 20 Jahren erheblich zurückgegangen. Die Teilnahme an traditionellen religiösen Riten nimmt ab.
Eine relativ stabile Mitgliederzahl geht also mit einer markanten Veränderung der Beteiligung am kirchlichen Leben einher. Eine selbstverständliche Kirchenverbundenheit wird immer seltener. Wie die Entwicklung weitergeht, ist offen. Sie will auf jeden Fall gestaltet sein. Ein Blick in die Arbeitsweise in den Kirchen zeigt, dass manches schrittweise verändert wird. Es werden mancherorts neue Wege gesucht und beschritten. Angefangen von Freiwilligenarbeit, die mehr und mehr auch projektartig geleistet wird, bis hin zur persönlichen Gestaltung der Riten.
Felix Klingenbeck