Anne Durrer ist es wichtig, stets neu aufeinander zuzugehen und sich in Bescheidenheit zu üben. Foto: Pia Neuenschwander
«Ich bin keine Sesselkleberin»
Jahrelanges, freiwilliges Engagement – Anne Durrer im Porträt
Raum für frischen Wind: Nach vierzehn Jahren Einsatz im Vorstand der «pfarrblatt»-Gemeinschaft hat Anne Durrer Platz geschaffen. Sie bleibt weiter kirchlich aktiv – und sucht sich nun ein neues Ehrenamt.
Von Marcel Friedli
Aus vierzehn Minuten wurden vierzehn Jahre: Anne Durrers Geschichte mit der «pfarrblatt»-Gemeinschaft hat mit einem Referat angefangen. «Mein Vortrag kam gut an», erinnert sich Anne Durrer. «Die angenehme Atmosphäre hat mich ermuntert, mich im Vorstand zu engagieren.» Sie wuchs in diese Aufgabe hinein, wurde dann Vizepräsidentin und war die letzten vier Jahre als Präsidentin im Einsatz. Nun hat diese Ära letzten Mai ihr Ende gefunden: Blanca Burri aus Gstaad ist zur neuen Präsidentin gewählt worden.
Anne Durrer ist nicht mehr angetreten. «Vierzehn Jahre, das ist eine lange Zeit. So lang, dass es Zeit ist loszulassen. Ich will keine Sesselkleberin sein – ich will frischen Wind ermöglichen.» Als erfrischend hat sie ihre Aufgabe empfunden, wie sie sagt: «Ich habe den Spielraum, das Gestalten, das zu sichtbaren Resultaten führte, geschätzt.» Zum Beispiel personelle Entscheide, das Wählen der Druckerei und der Erscheinungsweise, die Ergänzung mit Website und Social Media. «Das Statuarische, das Reglementarische», sagt sie, «lag mir nicht so sehr, da musste ich mich überwinden. Dabei half es mir zu wissen, dass es diesen Rahmen braucht.»
Beziehungen pflegen
Beim Loslassen hilft ihr der Eindruck, die Dossiers so weiterzugeben, dass Blanca Burri (Bild oben) die Arbeit nahtlos weiterführen kann. Anne Durrer hat sich dafür eingesetzt, dass das Präsidium fortan entschädigt wird. «Es ist nun nicht mehr klassische Freiwilligenarbeit. Zwar habe ich es immer gerne auf dieser Basis gemacht, weil ich Volunteering wichtig finde. Darum werde ich mir ein neues Engagement dieser Art suchen. Doch es ist angemessen, dafür eine Entschädigung zu erhalten, da das Amt recht intensiv ist.»
Auch wenn Anne Durrer der «pfarrblatt»-Gemeinschaft Adieu sagt – sie bleibt weiter in der Kirche aktiv: sowohl bei der evangelisch-reformierten Kirche als Kommunikationsspezialistin als auch bei der nationalen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AGCK) als Generalsekretärin. Die AGCK, welche dieses Jahr ihr fünfzigjähriges Bestehen feiert, braucht es in ihren Augen immer noch und weiterhin, denn: «Es ist nötig, die Beziehungen untereinander zu pflegen, um miteinander unterwegs zu sein und das Gemeinsame zu erkennen. Dabei ist es wichtig, stets neu aufeinander zuzugehen, an dieses Gemeinsame zu glauben und sich in Bescheidenheit zu üben: Jeder Schritt will erarbeitet sein und ist es wert, sich darüber zu freuen.»
Offenheit leben
Das Verbindende – die Ökumene – liegt Anne Durrer am Herzen. Die Erfahrung, als Katholikin in der reformierten Waadt aufzuwachsen, hat sie geprägt. «Beides ist mir vertraut. Ich wurde zwar katholisch sozialisiert: mit Fastenzeit und Camps der Caritas, welche mir das soziale Engagement vor Augen führten. Gleichzeitig besuchte ich den schulischen Religionsunterricht der Reformierten. Ich weiss, wie man sich als Minderheit in der Diaspora fühlt – und habe erfahren, dass dies zu Offenheit und Toleranz führen kann.»
Frauenpower
Anne Durrer (*1962) ist promovierte Pharmazeutin sowie PR-Fachfrau. Sie arbeitet sowohl bei der evangelischen Kirche Schweiz als auch bei der nationalen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen. Zuvor hat sie sich sechs Jahre bei der Krebsliga Schweiz engagiert. Sie hat keine Kinder, lebt als Single in Bern und legt Wert darauf, Freundschaften zu pflegen.
Blanca Burri (*1973) hat letzten Mai die Nachfolge als Präsidentin der «pfarrblatt»-Gemeinschaft angetreten. Sie hat Erfahrung im Journalismus und ist PR-Fachfrau. Zudem engagiert sie sich im Gemeinderat der römisch-katholischen Kirchgemeinde Gstaad. Sie lebt getrennt und ist Mutter zweier fast erwachsener Kinder. In ihrer Freizeit geniesst sie die Natur auf Wanderungen und auf dem Bike.
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Interkirchlicher Austausch
Zur Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Schweiz (AGCK) gehören: die römisch-katholische, evangelisch-reformierte, christkatholische und evangelisch-methodistische Kirche, der Bund der Baptistengemeinden sowie die Heilsarmee. Neben diesen sechs Gründungsmitgliedern haben sich sechs weitere Kirchen und Kirchenverbände der Arbeitsgemeinschaft im Status von Gästen angeschlossen. Sie alle nehmen am Austausch teil, bei dem sich die Mitglieder von führenden Repräsentant*innen vertreten lassen. Die AGCK ist 1971 – vor einem halben Jahrhundert – gegründet worden.
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