Priesteramtskandidat Joël Eschmann (*1981) wird am 22. September zum Diakon geweiht.
«Ich werde ja nicht für mich Diakon, sondern für die Menschen»
Joël Eschmann, Pfarreiseelsorger in Ausbildung, wird am 22. September zum Diakon geweiht.
Der 38-jährige Joël Eschmann bereitet sich seit letztem Jahr in den Berner Pfarreien St. Antonius und St. Mauritius auf die Pfarreiseelsorge vor. Am 22. September nun wird er von Weihbischof Denis Theurillat zum Diakon geweiht. Was ist und was macht ein Diakon? Joël Eschmann im Gespräch.
Interview: Andrea Huwyler
«pfarrblatt»: Viele Menschen wissen heute nicht mehr, was ein Diakon genau ist, was er darf und was nicht. Warum ist das eine Weihe?
Joël Eschmann: Diakon bedeutet «Diener» oder «Helfer» und meint im biblischen Sinne einen Helfer der Apostel. Die Diakone wurden ursprünglich eingesetzt, um sich um die Armen und Kranken zu kümmern und die Apostel bei der Verwaltung des gemeinsamen Vermögens zu entlasten.
Theologisch gesehen gibt es nur eine Weihe, die sich in dreifacher Weise entfaltet. Heute ist also der Diakonat Teil des dreigliedrigen Weiheamtes Bischof-Priester-Diakon. Der Bischof braucht – wie damals die Apostel Helfer – , weil er nicht alles selber machen kann.
Diakone sind heute besonders dazu gerufen, das Evangelium zu verkündigen und sich um alle Menschen am Rand der Gesellschaft zu kümmern. In der Liturgie dürfen sie die Taufe spenden und bei der Eheschliessung assistieren. Wer Priester wird, muss vorher Diakon gewesen sein. Die sogenannten «ständigen Diakone» sind zu eben diesem Amt gerufen und werden nicht Priester.
Eine Weihe ist nötig, weil im Verständnis der katholischen Kirche nur eine geweihte Person die Sakramente spenden kann. Es geht darum, dass es eine ununterbrochene Linie von den Aposteln bis zu unseren heutigen Bischöfen gibt. Dieses Amt wird jeweils durch Handauflegung und Gebet weitergegeben, so wie es in der Bibel bezeugt ist. Geweihte Personen werden in der Weihe mit dem Heiligen Geist für ihr Amt gestärkt und stellen sich ganz in die Nachfolge Christi. Deshalb haben Geweihte, ausser ständige Diakone, keine Familie und sollten sich auch sonst nicht an etwas klammern, beispielsweise an Besitz. Ihre Aufgabe ist es, ganz Christus nachzufolgen und ihn in der Welt zu bezeugen.
Haben sich andere angehende Diakone mit Ihnen auf die Weihe vorbereitet?
Auf die Weihe wird man immer in einer Gruppe vorbereitet, mit der man mehrere Jahre unterwegs ist. Allerdings ist diese Gruppe aus verschiedenen Jahrgängen zusammengesetzt. In diesem Jahr bin ich der einzige, der für das Bistum Basel zum Diakon geweiht wird. Schweizweit gibt es noch andere Kandidaten. Das wird pro Bistum geregelt.
Warum wollen Sie Diakon werden?
Es hat bei mir ein wenig gedauert, bis ich mich dazu entschliessen konnte. Ich habe schon früh gespürt, dass es mich zu dieser speziellen Nachfolge Christi zieht. Es ist heute aber nicht einfach, diesen Ruf auch wirklich zu hören und anzunehmen. Eine Zeitlang bin ich einfach davor davongelaufen.
Nach meinem ersten Studium in Geschichte, Philosophie und Medienwissenschaften arbeitete ich in der Schule, und da hat mich dieser Anruf Gottes nicht mehr losgelassen. So habe ich mir gesagt: Jetzt musst du dich auf diesen Weg machen und schauen, ob etwas daraus wird, sonst bereust du es später vielleicht.
Es war das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe! Dieser Weg ist wunderschön, wenn auch manchmal anstrengend. Es braucht Geduld, gibt aber auch Raum, sich selber besser kennenzulernen. Und die Beziehung mit Gott ist für mich immer kostbarer, ich möchte sie nicht missen. Daraus schöpfe ich tagtäglich Kraft, um mich auf andere Menschen einzulassen und mich für sie einzusetzen. Ich wünsche allen Menschen diese (Gottes-)Erfahrung. Aber leider lassen viele diese Beziehung bewusst oder unbewusst einschlafen.
Was wird sich nach Ihrer Weihe zum Diakon an Ihrer Tätigkeit in Bern West ändern?
Es wird sich alles und nichts ändern. Alles, weil ich als geweihte Person dann unumkehrbar und stärker als je zuvor zum Zeugnis gerufen bin. Nichts, weil ich ja immer noch dieselbe Person bin und auch grossmehrheitlich dieselben Aufgaben wahrnehmen werde.
Wie ist die Resonanz in Ihren beiden Pfarreien?
Ich spüre, dass sehr viele Menschen in St. Antonius und St. Mauritius mich tragen, begleiten und mir mit viel Wohlwollen begegnen. Ich denke, auch für die Pfarreien ist es ein bisschen speziell, etwas, das nicht alle Tage vorkommt. Ich bin sehr dankbar, wenn mich die Leute weiterhin so offen begleiten und für mich beten. Es ist ungemein wichtig, dass wir uns als Gemeinschaft verstehen, die füreinander einsteht. Denn ich werde ja nicht für mich Diakon, sondern für die Pfarreien und die Menschen.
DIAKONATSWEIHE
Seit August 2018 arbeitet Joël Eschmann als Pfarreiseelsorger in Ausbildung im Team Bern-West. Joël Eschmann wird am Sonntag 22. September in Balsthal von Weihbischof Denis Theurillat zum Diakon geweiht. Der Festgottesdienst beginnt um 14.45 Uhr in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Balsthal. In den Stadtberner Pfarreien St. Antonius und St. Mauritius wird der neue Diakon in den Gottesdiensten vom 12./13. Oktober gefeiert.
Pfarreien Bern West