Bischof Felix Gmür überreicht Jure Ljubic (r) als Geschenk eine spezielle Bibel. Foto: Nicole Jörg, Bistum Basel

«Ich will die Beziehung zur Kirche vertiefen»

03.02.2022

Diakonweihe des Meiringers Jure Ljubic

Der Meiringer Gemeindeleiter Jure Ljubic wurde am 30. Januar von Bischof Felix Gmür zum Diakon geweiht. Laut Bischof wird er nun an die Ränder der Gesellschaft entsandt.

Von Andreas Krummenacher

Ein Diakon sei kein Priester, erklärte Bischof Felix Gmür im Gottesdienst in der St. Ursenkathedrale. Der Diakon sei abgesondert, da er nach der Weihe jemand anderes sei. «In dieser Funktion als Abgesonderter» sei er an die Ränder gesandt, zu den Skandalisierten, den Einsamen, den Zweifelnden; ein Diakon sei zu jenen gesandt, «denen es egal ist, wie ein Diakon gekleidet ist». Es gehe bei einer solchen Weihe nicht um die «Vermischung von allem, sondern um die Profilierung der einzelnen Ämter».

Intensive Vorbereitung

Vier Männer wurden an diesem Sonntag vor Lichtmess in Solothurn zu Diakonen geweiht. Neben Jure Ljubic aus Meiringen auch die Pfarreiseelsorger Wolfgang Meier (Birsfelden), Mathias Mütel (Solothurn) und Hans-Peter Stierli (Hägglingen).  Zur Vorbereitung besuchten die Theologen den Diakonatskurs, anschliessend folgten Exerzitien im Kloster Engelberg. Sie bereiteten sich also in geistigen und theologischen Übungen für die Aufgaben als Diakone vor. Der Begleiter der vier Männer auf dem Weg hin zur Weihe, Urs Corradini, bestätigte auf die entsprechende Frage des Bischofs im Gottesdienst, er wisse, dass die vier Männer würdig seien, die Weihe zu empfangen.

Mehr als ein Helfer

Aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet Diakon «Diener» oder «Helfer». Die Weihe zum Diakon ist gleichzeitig die Aufnahme der betreffenden Person in den Klerus der katholischen Kirche. Das sei, so Bischof Felix Gmür, in diesen Tagen vielleicht nicht wirklich attraktiv. Er wünsche sich im Übrigen auch Frauen in diesem Amt. Das ist bislang in der katholischen Kirch nicht möglich.


Die Weihe

Die Weihe der vier Männer durch den Bischof bestand aus Bittgebeten, dem Anrufen des Heiligen Geistes und der Handauflegung. Die Männer legten sich dann auf den Boden der Kirche. «Demütig vor Gott», wie es hiess. Kantorin Christa Grünenfelder trug dabei das Allerheiligenritual vor. Sie rief also zahlreiche Heilige an und bat um deren Unterstützung oder wenigstens um ihr Gehör.

Mit einer Aufgabe entlassen

Bischof Felix Gmür gab den Diakonen eine spezielle Aufgabe mit. Sie sollen darüber nachdenken, wie sie ihre neue Rolle ausfüllen könnten. Sie seien nun durch die Weihe dazu beauftragt, «allen Menschen das Wort Gottes bis an den Rand der Gesellschaft zu verkünden und die Zugehörigkeit zu leben.» Durch die Weihe seien sie nun nicht mehr Laien. Sie sollen sich, so der Bischof, ein spezielles Projekt ausdenken, eine Idee für die Pfarreien entwickeln. Die Menschen sollen spüren, «dass da neu ein Diakon im Dienst ist».

 

Jure Ljubic Jure Ljubic ist Gemeindeleiter der Pfarrei Guthirt Meiringen. Der bald 60 Jahre alte Pfarreiseelsorger war ab 2013 in Oberhasli-Brienz tätig, seit 2014 leitet er die Gesamtpfarrei Meiringen. Der Rubiger verbrachte seine ersten Lebensjahre in Kroatien. Dort absolvierte er vielfältige Ausbildungen im pädagogischen und medizinisch-technischen Bereich, schliesslich studierte er Theologie. Dabei standen für ihn stets Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen im Mittelpunkt.

 

Der neue Diakon Jure Ljubic über seine neue Rolle und die Beweggründe, warum er sich zum Diakon weihen liess.

«pfarrblatt»: Warum haben Sie sich jetzt entschieden, doch noch Diakon zu werden?

Jure Ljubic: Es ist schwierig das in Worte zu fassen. Vor einiger Zeit dachte ich, dass ich mit dem Diakonat «nichts» anfangen könnte. Nun stehe ich an einem anderen Punkt und bin sehr überzeugt, dass mit dem Diakonat meine Beziehung zur Kirche, zu unserem Bistum, zum Bischof, wie auch zu unserer Pfarrei tiefer wird. Und genau diese Beziehung ist es, die ich noch mehr vertiefen wollte.

War das ein langer Prozess?

Ja, das war ein langer Prozess. Vor einigen Jahren schlug mir ein Priester in einem Gespräch vor, Diakon zu werden. Immer wieder dachte ich darüber nach. Eigentlich arbeite ich schon lange als Diakon. Ich wollte die Beziehung zur Kirche vertiefen. Die Möglichkeit, dass ich als Verheirateter das Amt des Diakons übernehmen kann, hat mit der Zeit meinen Wunsch für diese Weihe gestärkt. Nach der einjährigen Vorbereitung kann ich heute sagen: Es ist für mich eine Bereicherung und ich möchte auch auf diese Art Jesus Christus dienen!


Was sagt Ihre Familie dazu?

Meine Frau und ich sind uns bewusst, dass es um eine Entscheidung geht, die uns als Ehepaar wie auch als Familie betrifft. Wir sind mit der Kirche sehr verbunden. Das Gebet sowie sonntägliche Gottesdienste gehören zu unserer Kultur. Natürlich müssen wir eine Balance zwischen Terminen in der Familie, der Kirche und den Verpflichtungen als Diakon finden. Diese Arbeit steht uns noch bevor und wir hoffen, dass wir mit einer lebendigen Christusbeziehung dieses Gleichgewicht finden werden.

Bischof Felix sprach davon, als Diakon sollte man sich ein spezielles Projekt für die Pfarrei ausdenken. Sie arbeiten mit Menschen mit Behinderung. Werden Sie hier ein solches Projekt starten?

Das weiss ich noch nicht. Ich wünsche mir, dass wir als Kirche immer wieder versuchen an Menschen mit Behinderungen zu denken und auch etwas für sie zu tun. Es gibt ein Projekt des Pastoralraums Oberland für «Menschen mit einer Behinderung». Das ist gestartet, es wird bald spürbar. Ab und zu denke ich: Es wäre gut auch im Ausland etwas für Menschen mit Behinderung zu unternehmen. Mit der Zeit werden sich die Möglichkeiten zeigen.