Stefan von Däniken (57), seit 1998 Gemeindeleiter der Pfarrei Heiliggeist Interlaken. Foto: Nicole Arz
Stefan von Däniken
In der Kirche bin ich derjenige, der seine Mitmenschen für die Freude am Glauben zu begeistern sucht.
Stefan von Däniken (57) ist seit 1998 Gemeindeleiter der Pfarrei Heiliggeist Interlaken.
Interview: Nicole Arz
Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit?
Immer wieder am Puls des Lebens mit seinen Höhen und Tiefen zu sein, eine Aufgabe erfüllen zu dürfen, die nie zur Routine wird. Ich erlebe es immer wieder als Geschenk, in der Seelsorge tätig sein zu dürfen.
Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
Während längerer Zeit habe ich eine junge, krebskranke Frau begleitet. Mit ihr waren Gespräche über den Glauben möglich, gerade was die schwierige Frage des Leidens angeht. Da sie unsägliche Schmerzen litt, riet man ihr da und dort, das Leiden für sich und ihre Angehörigen «abzukürzen». Mir sagte sie diesbezüglich mehrmals: «Er weiss wann, er wird mich rufen! Mir steht es nicht zu, dem Leben ein Ende zu machen!» Als ich ihr dann auf dem Sterbebett zumletzten Mal ein Stückchen der hl. Kommunion reichte, sagte sie leise: «Jesus, ich weiss, du gibst mir das Neue Leben.»
Schildern Sie einen schwierigen Moment!
In meiner letzten Pfarrei im Aargau erhielt ich über das Notfalltelefon 143 die Anfrage, ob ich bei einer Familie vorbeisehen könnte, wo die Frau um Hilfe gerufen hatte. Ihr Mann hatte gedroht, ihr und dem kleinen Buben etwas anzutun. Fast zwei Stunden spazierte ich mit dem aufgebrachten Mann, der immer wieder an seiner Pistole herumhantierte, der Aare entlang. Schliesslich war er so weit beruhigt, dass er mir versprach, die Waffe abzugeben und in der nächsten Zeit bei einemBekannten zu wohnen. Zwei Monate später, kurz vor Weihnachten, kam er bei mir vorbei, um sich zu bedanken…
Was ist Ihnen eher lästig?
Kirchenpolitisches Denken, das schubladenhaft in konservativ und progressiv einteilt, und bei dem es hauptsächlich darum geht, Recht zu haben. Oder wenn die grosse apostolische, katholische Tradition verwechselt wird mit Traditionen und Bräuchen, die sich wie «Beigemüse» um die apostolische Überlieferung herum gebildet haben.
Worauf vertrauen Sie?
Ich versuche, Gottmituns, den Emmanuel, ernst zu nehmen und aus diesem Bewusstsein zu leben. Ich weiss mich begleitet, obwohl auch ich Nacht kenne… und immer wieder auch mal «warum» sage, rufe, schreie. Kurz: Ich vertraue der Liebe Gottes. Wie leben Sie? Neben meiner Arbeit in der Seelsorge mache ich gerne Musik. Eine entscheidende Quelle und Oase des Auftankens ist natürlich meine Familie.