Andrea Huwyler (47), seit 2004 Pfarreisekretärin in St. Marien, Bern. Foto: Nicole Arz

Andrea Huwyler

26.12.2012

In der Kirche bin ich diejenige, die die Tür öffnet

Andrea Huwyler ist seit 2004 Pfarreisekretärin in St. Marien Bern.

Interview: Nicole Arz

Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit? 
Ich habe mit verschiedensten Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen zu tun und bin oft erste Ansprechpartnerin am Telefon oder an der Tür. Das braucht Geduld, Einfühlungs- wie auch Durchsetzungsvermögen. Vor allem aber muss man kontaktfreudig sein. Sekretariat, das klingt nach verstaubten Karteien. Aber wie überall sind die Daten elektronisch gespeichert, die Homepage der Pfarrei muss à jour gehalten werden, Pressemeldungen und Satz der «pfarrblatt»-Seite erfolgen via Internet. Offen wollen wir sein. Das bedeutet auch, zahlreiche Vermietungen zu koordinieren und zu organisieren. So geht es immer lebhaft zu: Sucht man beispielsweise eine alte Rechnung im Archiv, geht dem Kopierer natürlich das Papier aus und ein Besucher läutet an der Pfarrhaustür, weil er zum Heiraten dringend einen Taufschein braucht … 

Was ist Ihnen eher lästig? 
Gelegentlich fühle ich mich zu einer Rechtfertigung genötigt, weil ich für die katholische Kirche arbeite, die nun einmal so ist, wie sie ist. Natürlich bin auch ich manchmal enttäuscht und ratlos. Aber meine Ebene ist schlicht mein direktes Umfeld! 

Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
Todesfälle, die mir bekannte Pfarreimitglieder betreffen, Ehekrisen, Krankheitsdiagnosen, die nicht öffentlich diskutiert werden sollen, «schleppe» ich schon einige Tage mit mir herum. Aber es ist auch wunderbar, erleben zu dürfen, wie «aus Fremden Freunde werden» können. Als 2001 die Sans-Papiers unser Kirchgemeindehaus besetzten, hätte niemand geahnt, dass einer von ihnen – inzwischen eingebürgert – nun zu unserem Team gehören würde. 

Schildern Sie einen schwierigen Moment! 
Darf man von offener Pfarrei sprechen, wenn man gleichzeitig jemandem klar machen muss, dass Hilfe bei uns nicht dauerhaft und allumfassend sein kann, dass man die Person auch gegen ihren Wunsch weiterschicken muss an andere Organisationen und Behörden? 

Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben? 
Wenn schon wir Menschen zu Liebe, Freundschaft, Verantwortungsbewusstsein, auch Verzeihen fähig sind, dann muss es doch etwas geben, das uns in guten Händen trägt! 

Wie leben Sie? 
Ich versuche, jedem so gegenüberzutreten, wie auch ich behandelt werden möchte.