Hier gehts heiss her: Was dem Sünder im Fegefeuer droht, zeigt dieser Holzschnitt aus dem 15. Jahrhundert. Der Geizhals schluckt Gold, den Zornigen trifft das Schwert, und die Wollüstige beisst eine Schlange. Foto: Kunsthaus Zürich Höllische Versuchung: Bei ihrem Leben in der Wüste suchten die Sünden die ersten Mönche in Form von Dämonen heim. Das Gemälde stammt aus dem 15. Jahrhundert. Foto: Rosgartenmuseum Konstanz

Ist im Kloster auch mal der Teufel los?

17.06.2015

Hochmut, Habgier, Neid, Trägheit, Völlerei, Wollust und Zorn – die sieben Todsünden wurden in den ersten Jahrhunderten des Christentums identifiziert. Die Erkenntnisse der «Wüstenväter» und gesellschaftliche Entwicklungen zeigt das Museum für Klosterkultur bei Paderborn bis zum 11. November 2015.

Der Grat zwischen Tugend und Laster ist schmal. 2000 Jahre vom Christentum geprägte Kulturgeschichte beginnen bei den Entdeckern der Todsünde, den Mönchen in der Wüste, und enden nicht bei den Werbeversprechen der «Geiz ist geil»-Parolen. Im 4. Jahrhundert haben die Wüstenväter erstmals einen Katalog der menschlichen Schwächen verfasst. Das Konzept der Todsünden legte im Mittelalter die moralische Grundlage für kirchliche Lehre und weltliche Gesetze. Während einige im verschwenderischen Barock oder den wilden 1920er-Jahren Tabus brechen, zeigen die Todsünden in der Zeit des Nationalsozialismus ihre ganze Grausamkeit.
Je weltlicher die Gesellschaft, desto mehr verlieren die Todsünden ihren Schrecken. Völlerei ist im Nachkriegsdeutschland schick. Die sexuelle Befreiung der 68er-Bewegung macht Wollust salonfähig. Werte werden neu definiert. Solche Hintergründe zeigt eine Ausstellung des Museums für Klosterkultur mit Dutzenden von Leihgaben aus Italien, Frankreich, Grossbritannien, Schweden und der Schweiz. Die rund 300 Exponate umspannen einen Zeitraum von 1500 Jahren – das älteste Objekt ist eine frühmittelalterlich beschriftete Kalkscherbe aus dem 6./7. Jahrhundert – das jüngste sind zwei Anti-Stressbälle gegen Zorn und Aggression von heute. Das Spektrum reicht von Gemälden und Handschriften über zeitgeschichtliche Dokumente bis zu Alltagsgegenständen. Alle Exponate von der Altartafel bis zur Comic-Figur sind wichtige Zeitzeugen und stehen für den unterschiedlichen Umgang mit den Todsünden bis in die Gegenwart.

Hinweis zur Ausstellung