«Jede Beichte ist ein Neuanfang»
Im Beichtstuhl: Sumith Nicholas Kurian
Sumith Nicholas Kurian, Kaplan in der Pfarrei Interlaken, ist ein erfahrener Beichtvater. Er ist überzeugt, nicht dem Priester wird gebeichtet, sondern Jesus Christus.
Interview: Katharina Kilchenmann
«pfarrblatt»: Sie haben schon viele Beichten abgenommen. Was sind Ihre Erfahrungen?
Mich beeindruckt, wenn Menschen den Beichtstuhl mit Freude verlassen. Sie haben gefunden, was sie gesucht haben. Dabei ist nicht mein Handeln entscheidend, sondern Gottes Handeln, dessen Werkzeug ich bin. Ich habe schon viele Beichten gehört, kann mich aber an nichts Konkretes erinnern. Ich glaube, wenn jemand seine Sünden beichtet, vergibt und vergisst Gott. Warum sollte ich mich als Priester daran erinnern?
Wie würden Sie «Sünde» definieren?
Für mich ist Sünde, wenn jemand das Gute, das er oder sie tun kann, nicht tut. Was jedoch aus Unwissenheit geschieht, ist wahrscheinlich keine Sünde.
Beichten Sie selber?
Natürlich! Und ich bin sehr froh, dass ich meine Zweifel und Ängste mitteilen kann, ohne Angst vor Verurteilung. Jede Beichte ist ein Neuanfang und Quelle der Hoffnung. Ohne Hoffnung ist das Leben schwer.
Welchen Fehler möchten Sie wieder gut machen?
Leider habe ich in meinem Leben viel Zeit verschwendet. Heute versuche ich, immer etwas Produktives oder Kreatives zu tun: mein Wissen zu erweitern oder zu musizieren.
Was wurde Ihnen verziehen?
Vieles! Und ich bin dankbar für die Menschen, die mich trotz meiner Schwächen akzeptieren.