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Jedem Anfang ...
Jonathan Gardy macht sich darüber Gedanken, wie Anfänge gelingen können..
Dies ist eine Premiere – und Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind mit dabei. Mitgehangen, mitgefangen – mit angefangen, sozusagen. Ich für meinen Teil habe Neuanfänge gern. Sie auch?
Aller Anfang sei schwer, heisst es, und da ist ja etwas dran: Das Blatt muss voll, der Tag genutzt, ein Ziel erreicht werden – also was tun? Eine Idee, ein guter Einfall müsste her. Aber mit der Kreativität und dem Müssen ist es eben oft so eine Sache: Wer soll, kann gerade deshalb nicht. Meint der Volksmund diese Schwierigkeit?
Hermann Hesse, ebenso deutscher Wahlschweizer wie ich, war ganz anderer Meinung: «Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.» Bei meiner Maturafeier gab uns der Direktor diesen Vers mit auf den Weg. Von der Schwere des Anfangs keine Spur – vielmehr wussten wir alle, von welchem Zauber der Dichter sprach. Die grosse Welt mit ihren schier unendlichen Möglichkeiten schüchterte uns nicht ein, sie lockte. Wir hatten Lust, das Leben in die eigene Hand zu nehmen.
Mich zog es auf den Pfaden der Theologie in die Ferne, zuerst nach Freiburg im Breisgau, dann nach Paris. Von dort aus kam ich nach Bern, und ich erinnere noch genau, wie mir bei der ersten Ankunft hier der Bauch kribbelte. Das lag nicht am Bahnhof mit seinen zahllosen Ausgängen. Auch nicht an dem im TGV offerierten Champagner. Wohl aber am besonderen Moment: Ich schlug eine neue, noch ganz unbeschriebene Seite auf.
Vielleicht ist das der Zaubertrick: Den Anfang anzupacken, ihn selbst zu wählen oder ihn, wenn er ohnehin über einen kommt, zum Eigenen zu machen. Nach dem Motto: Ich muss zwar, aber vor allem will ich. Ich weiss etwas anzufangen.
Fühlt sich zum Beispiel nicht Neujahr mit guten Vorsätzen gleich viel frischer an als ohne? Apropos Vorsätze: Meinen hänge ich schon hinterher. Aber ich bleibe dran! Man darf immer wieder neu anfangen, Gott sei Dank. Das heisst dann Übung – und die macht bekanntlich den Meister.
Jonathan Gardy
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Jonathan Gardy 27, wuchs im Ruhrgebiet auf. Im aki Bern kam zur Frankophonie eine manifeste Helvetophilie. Seit 2017 lernt und wirkt der Theologe in der Pfarrei Guthirt bei Bern.