Jesus, Freund der Unterdrückten
Das Bibelstudium hat mich zunächst verstört. Was kann ich noch glauben, wenn die Bibel Geschichten erfindet und Jesus "in den Himmel hinauf" lobt? Wie war Jesus wirklich, ohne den späteren Kult um ihn? Bibelfachleute finden Spuren des historischen Jesus in jenen Stellen der Evangelien, wo Jesus Dinge tut und sagt, die nicht zur damaligen jüdischen Religion und ihrem Messias-Bild passten. Jesus hat Tabus gebrochen und gegen religiöse Gesetze verstossen. Er hat sich zum Freund von Kranken und Sündern gemacht und mit ihnen gegessen und getrunken, was er hätte unterlassen müssen. Er hat den Kontakt zu Fremden, Andersgläubigen und Frauen gesucht, was ihm als frommem Juden untersagt war. Er hat am Sabbat Kranke geheilt, was verboten war. Er hat die Religionsführer und Gesetzeshüter öffentlich scharf kritisiert und ihre Autorität in Frage gestellt. Er lehrte die Menschen, eine direkte Beziehung zu Gott zu pflegen, und bezeichnete Gott als gütigen Vater, der alle Menschen bedingungslos liebt. Darum seine Forderung: Liebe deinen Nächsten (alle Menschen) wie dich selbst! Damit stellte er kein politisches Programm auf, sondern brachte einen neuen Geist, eine neue Art des Mit-Fühlens, Denkens und Handelns. Dieser Geist sollte das Leben in allen Dimensionen prägen: sozial, politisch, wirtschaftlich. Für das geplagte Volk war Jesus ein Held; er gab ihm Anerkennung und Lebensmut. Für die Machthaber war er aber eine Gefahr. Um ihre Macht und ihre Interessen zu retten, mussten sie ihn beseitigen.
José Balmer vertritt seine persönliche Sicht. Wer auf seine Anregungen einsteigen will, kritisch, zustimmen oder ergänzend, kann das in unserem begleitenden Forum tun (Online-Formular, Email).