«Ich wünsche mir, dass Frauen und verheiratete Männer, die die Berufung zur Weihe verspüren, diesen Weg auch einschlagen dürfen.» Viktoria Vonarburg. Foto: Pia Neuenschwander
«Jetzt bin ich so weit!»
Viktoria Vonarburgs Weg zur Institutio
Viktoria Vonarburg ist neu Pfarreiseelsorgerin in der Berner Pfarrei St. Antonius. Zusammen mit vier weiteren Kandidatinnen hat sie hier am 4. Juni die Institutio erhalten. Damit entscheiden sich diese für den ständigen pastoralen Dienst im Bistum Basel.
Interview: Christian Geltinger
«pfarrblatt»: Wie verlief Ihre Sozialisierung als Christin? War dieser Weg vorgezeichnet?
Viktoria Vonarburg: Ich bin ganz klassisch katholisch aufgewachsen. Bei uns zu Hause gehörte es selbstverständlich dazu, zu beten, in die Kirche zu gehen und sich zu engagieren. Dass ich mich für das Studium der Theologie entschieden habe, war im Nachhinein betrachtet absolut naheliegend, obwohl ich kurz davor war, mich für Psychologie anzumelden. Aber im letzten Moment habe ich gemerkt: Irgendetwas stimmt nicht, da fehlt etwas.
Was hat Sie zunächst von Ihrer Entscheidung abgehalten?
In meiner Kindheit wurde ich von manchen Kindern als Nonne beschimpft, weil ich aus einer christlichen Familie kam. Darum habe ich das Theologiestudium lange kategorisch ausgeschlossen, auch wenn mein Herz mich immer dorthin gezogen hat.
Sie haben ein Doktorat in Dogmatik absolviert. Was bewog Sie, von der Wissenschaft in die Praxis des kirchlichen Diensts zu wechseln?
Mein Wunsch war immer, in den kirchlichen Dienst zu gehen. Direkt nach dem Studium fühlte ich mich mit Mitte Zwanzig für diesen Schritt aber noch zu unerfahren. Ich wollte zuerst die nötige Lebenserfahrung sammeln und persönlich reifen, um den Menschen möglichst viel geben zu können. Daher habe ich mich erst mal für die Promotion entschieden und sogar noch eine Habilitation begonnen. Ich hatte schon mehr als 400 Seiten beisammen, als ich spürte, dass die Zeit reif ist für den Wechsel in die Pastoral, weswegen ich die Habilitation mit gutem Gefühl kurz vor Abschluss abbrach. Zehn Jahre nach meinen Exerzitien auf dem Jakobsweg habe ich mich daran zurückerinnert, wo ich damals in zehn Jahren sein wollte: im kirchlichen Dienst. Und ich habe gespürt, dass ich nun genau die Erfahrung hatte, welche ich mir damals gewünscht hatte. So reifte in mir die Erkenntnis: Jetzt bin ich so weit!
Mit der Institutio entscheidet man sich für ein Bistum und verpflichtet sich dem Bischof gegenüber zu Gehorsam. Was macht das mit Ihnen?
Das Wort «Gehorsam» kommt von «Gehör». Es hat also viel damit zu tun, aufeinander zu hören. Und so verstehe ich auch das Verhältnis zwischen Bistum bzw. Bischof und uns Kandidat:innen. Wir begegnen uns mit gegenseitigem Respekt und leisten ein wechselseitiges Versprechen. Denn auch der Bischof verspricht uns, uns gemäss unseren Fähigkeiten und den Anforderungen des Bistums einzusetzen.
Insgesamt fünf Kandidatinnen haben 2023 die Institutio erhalten, alles Frauen. Ist das ein Zufall?
Das hat weniger mit dem Geschlecht zu tun als mit unserer Kursgruppe, in der sechs Frauen und zwei Männer waren.
Wie sehen Sie die Rolle der Frau in der katholischen Kirche der Zukunft?
Ich wünsche mir, dass Frauen und verheiratete Männer, die die Berufung zur Weihe verspüren, diesen Weg auch einschlagen dürfen. Für mich würde ich diesen Weg ausschlagen. Ich gehe ganz auf in den vielen Möglichkeiten, die ich als Pfarreiseelsorgerin in der Schweiz habe. Ich wünsche mir, dass das überall so ist, nicht nur bei uns.
Weihbischof Josef Stübi hat Sie auch ermahnt, auf sich zu achten. Wie wichtig ist das Thema Selbstfürsorge für den Dienst in der katholischen Kirche?
Weil wir alle mit so viel Herzblut dabei sind, arbeiten wir eher zu viel als zu wenig. Grenzen setzen zu lernen ist darum sehr wichtig und ein ständiger, lebenslanger Lernprozess. Es braucht zudem gewisse Fluchtpunkte, weil man vor Ort immer eine öffentliche Person ist. Deshalb verbringe ich meine Freizeit, wenn möglich, bewusst nicht auf dem Pfarreigebiet.
Weitere Infos zur Institutio 2023: www.kathbern.ch/pfarrblatt/institutio