"Synodalität ist ökumenisch und die ökumenische Bewegung ist synodal", sagt Kardinal Kurt Koch. Foto: Diözese Linz

Kardinal Kurt Koch: «Ich bin mit dem Synodenbericht zufrieden»

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch und vatikanische Ökumene-Beauftragte war Mitglied der Weltsynode. Die Stimmung hat er, trotz Differenzen, als «sehr positiv» empfunden.

 

Annalena Müller

«pfarrblatt»: Wie haben Sie die Stimmung an der Weltsynode empfunden?

Kardinal Kurt Koch: Als sehr positiv. Dies ist gewiss auch der angewandten Methode der Kommunikation im Heiligen Geist zu verdanken. Sie hat wesentlich geholfen, dass jedes Mitglied der Synode sagen konnte, was ihm auf dem Herzen lag, und dass die anderen zugehört haben. Dies hat das Aussprechen von Differenzen nicht verhindert, wohl aber Polarisierungen und Lagerbildungen.

Sind Sie mit dem Abschlussdokument zufrieden?

Kurt Koch: Mit dem Abschlussdokument bin ich zufrieden. Es ist das Ergebnis eines langen synodalen Prozesses. Ich muss allerdings hinzufügen, dass viele Fragen und Probleme, die angesprochen wurden, noch offen sind und jetzt bearbeitet werden müssen. Insofern ist die Arbeit an der weiteren Entwicklung von Synodalität nicht abgeschlossen, sondern muss auch nach Abschluss der Synode weitergehen.
 

 

Würden Sie der Interpretation zustimmen, dass die Weltbischofssynode eine Rückkehr zu den Ideen des Zweiten Vatikanums ist?

Kurt Koch: Alle Pontifikate nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil standen im Dienst der Rezeption dieses Konzils. Insofern würde ich nicht von einer Rückkehr zu den Ideen dieses Konzils sprechen, sondern von einer weiteren Phase in der Rezeption dieses Konzils. Vor allem ist die vom Konzil intendierte Kollegialität der Bischöfe mit der Betonung der Synodalität aller Getauften auf eine breitere Basis gestellt worden.

Die Ökumene spielt im Bericht ebenfalls eine wichtige Rolle. Welche Bedeutung haben diese Abschnitte Ihrer Meinung nach?

Kurt Koch: Die ökumenische Dimension war auf der Synode sehr präsent, zunächst mit dem ökumenischen Gebet und vor allem mit der Beteiligung von geschwisterlichen Delegierten aus anderen kirchlichen Gemeinschaften, die sich gut in die Gespräche einbrachten. Die starke Präsenz der Ökumene hängt auch damit zusammen, dass Synodalität in allen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften eine wichtige, freilich auch unterschiedliche Rolle spielt, so dass wir voneinander lernen können. Nach meiner Wahrnehmung ist deutlich geworden, dass Synodalität ökumenisch und die ökumenische Bewegung synodal ist.


Das Interview wurde schriftlich geführt.

 

Kardinal Kurt Koch

Kurt Koch wurden 1950 in Emmenbrücke (LU) geboren. Nach seiner Priesterweihe 1982 wirkte er drei Jahre als Vikar in St. Marien in Bern. Er schlug daraufhin zunächste eine akademische Laufbahn ein und promovierte und habilitierte im Bereich Dogmatik und Moraltheologie. Zwischen 1995 und 2010 war Kurt Koch Bischof von Basel. 2010 berief in Papst Franziskus nach Rom. Kardinal Koch ist seither Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen und damit der oberste Beauftragte des Vatikans für die Ökumene.