Karin Iten und Stefan Loppacher gründen Präventionsfachstelle

Karin Iten, Stefan Loppacher und Präventionsexpertin Ute Spiekermann haben die Fachstelle «MachtRaum» gegründet. Die Nachfrage sei schon eine Woche nach Live-Schaltung der Webseite gross, so die Expert:innen gegenüber «pfarrblatt Bern».

 

Annalena Müller

«MachtRaum» will Handlungsräume im Umgang mit emotionalem, spirituellem und sexuellem Missbrauch aufzeigen», sagt Karin Iten. «Es geht um Prävention – und die beginnt im Alltag», ergänzt Ute Spiekermann, die zusammen mit Karin Iten und Stefan Loppacher die Fachstelle «MachtRaum» gegründet hat.

Expert:innen mit kirchlichem Hintergrund

Iten, Loppacher und Spiekermann kennen sich aus mit Macht, Strukturen, die Missbrauch begünstigen und Missbrauchs-Prävention. Alle drei haben einen fachlichen und kirchlichen Hintergrund.

Iten und Loppacher waren als Präventionsbeauftragte im Bistum Chur für Schulungen und den Verhaltenskodex verantwortlich. Karin Iten wechselte von der Kirche zum – ebenfalls missbrauchsanfälligen – Sport und gestaltet die Prävention bei Swiss Olympic. Stefan Loppacher leitet die Dienststelle «Missbrauch im kirchlichen Kontext» bei der RKZ, SBK und KOVOS*.

Ute Spiekermanns Weg verlief umgekehrt. Nach langjähriger Tätigkeit unter anderem bei Limita, der Zürcher Fachstelle zur Prävention sexueller Ausbeutung, ist sie seit Februar 2024 Präventionsbeauftragte der Reformierten Landeskirche Aargau.

Nicht nur Kirchen

Im Gespräch mit dem «pfarrblatt Bern» betonen Spiekermann und Iten, die neue Präventionsfachstelle richte sich nicht nur an Kirchen, «sondern auch an andere Organisationen, die ein Risiko aufgrund grosser Machtgefälle und Überhöhungen in sich tragen». Als Beispiele nennen sie den Sport, Spitäler, Kulturbereich und Hochschulen. «MachtRaum ist eine Fachstelle mit Handlungsfokus», so Spiekermann.

Stefan Loppacher hofft auf «ein gemeinsames Lernen für die Weiterentwicklung der Prävention und darauf, dass es uns gelingt, Organisationen in ihren Präventionsbemühungen zielführend zu unterstützen und zu begleiten.» Man müsse akzeptieren, dass es in der Prävention von Machtmissbrauch keine einfachen Lösungen gebe. Interdisziplinäre und multiperspektivische Teamarbeit seien zentral für eine effektive Präventionsarbeit, sagt Stefan Loppacher. Und genau das biete «MachtRaum».

Keine Interessenkonflikte

Die Fachstelle bietet Workshops und Gesprächsrunden an, um Menschen und Organisationen zu sensibilisieren und eine «Dialog- und Kritikkultur» zu etablieren. Dazu gehört auch die Vor- und Nachsorge – das heisst auch die emotionale Verarbeitung der belastenden Situation für Teams, wenn in der eigenen Organisation viel passiert ist, so Karin Iten.

Ute Spiekermann, Karin Iten und Stefan Loppacher haben ihr Engagement bei «MachtRaum» ihren jeweiligen Arbeitgebern gegenüber offengelegt. Interessenskonflikte gebe es keine. Im Gegenteil.

Obwohl «MachtRaum» erst seit knapp einer Woche online ist, sind bereits erste Aufträge eingegangen. «Besonders an der Basis spüren wir Gesprächsbedarf und Wunsch nach Bewegung». Sowohl Pastoralräume, Pfarreien als auch Landeskirchen beider Konfessionen hätten bereits den Kontakt gesucht, so Ute Spiekermann.

*Römisch-Katholische Zentralkonferenz, Schweizer Bischofskonferenz und die Vereinigung der Ordensgemeinschaften.

Präventionsfachstelle «MachtRaum»

«MachtRaum» richtet sich an Organisationen, die aufgrund von Machtgefälle und Überhöhungen strukturell anfällig für Missbrauch sind.

Weitere Informationen und zur Webseite von «MachtRaum» geht es hier.