Die Schweiz sei weniger spiessig und Fleiss besitze Integrationskraft. Darum sei beherzte Integration das Rezept für ein erfolgreiches Land, findet Hansreudi Huber. Foto: fotolia, Gundolf Renze
Keine Frage der Barmherzigkeit
«Was mich bewegt:» In unserer Kolumne kommen Mitarbeiter des bischöflichen Ordinariats zu Wort. Ganz persönlich.
Jeden Monat schreibt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des bischöflichen Ordinariats in Solothurn, was aktuell bewegt. Ganz persönlich. Diese Kolumnen erscheinen in den Pfarrblättern in allen zehn Bistumskantonen. Hier schreibt Hansruedi Huber, Kommunikationsverantwortlicher des Bistums Basel.
Nach dem «World Happiness Report 2016» ist die Bevölkerung der Schweiz hinter der von Dänemark weltweit am glücklichsten. Wichtige Faktoren dafür sind Freiheit, Grosszügigkeit, Einkommen, Lebenserwartung und das soziale Netz. Gleichzeitig ist die Schweiz nach Luxemburg der Staat mit dem zweithöchsten Ausländeranteil Europas und zudem ein Land mit vergleichsweise wenig Kriminalität. Das passt mitunter nicht zusammen.
Für die Schweiz scheinen Mut, Fleiss, Konsensfähigkeit und Integrationskraft eine Art Erfolgsrezept zu sein. Dank diesen Tugenden haben wir es stets verstanden, Neues zu unserem Eigenen zu machen. Dies hat sich nicht nur im wirtschaftlichen Erfolg ausgedrückt, sondern auch kulturell: Die Schweiz ist nicht mehr so spiessig wie noch vor Jahrzehnten.
Der Zuwanderung haben wir also einiges zu verdanken, obschon wir aufgrund unserer Grösse bestimmt kein Einwanderungsland sind. Eine besondere Herausforderung sind die vielen Flüchtlinge, die bereits bei uns wohnen. Wir können sie als Last oder als Geschenk sehen – als Gefahr oder als Chance. Je nachdem belasten oder bereichern sie uns. Sie rasch und beherzt zu integrieren ist folglich kein Akt der Barmherzigkeit, sondern eine Frage des Selbstbewusstseins und vor allem der Verantwortung gegenüber unserem erfolgreichen Land. Wir haben viel zu verlieren.
Hansruedi Huber, Kommunikationsverantwortlicher Bistum Basel