Kirche gegen Trump
In den USA formiert sich kirchlicher Widerstand gegen die menschenverachtende Politik ihres Präsidenten.
Ein breites Bündnis kirchlicher Hilfsorganisationen der USA hat sich bestürzt über die Migrationspolitik von Präsident Donald Trump geäussert. Am Freitag (Ortszeit) legten sie in Washington eine gemeinsame Stellungnahme vor.
Die in dieser Woche dargelegten Pläne des neuen Präsidenten der USA zur Errichtung einer Grenzmauer zu Mexiko, zu Förderkürzungen für Städte und Bundesstaaten mit vielen illegalen Einwanderern («Sanctuary»-Städte), zur Verhaftung und Abschiebung von Familien sowie zur Zurückweisung muslimischer Flüchtlinge lehnen die Kirchenvertreter klar ab. «Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, Migranten und Flüchtlingen nicht die Türen zu schliessen», sagte Schwester Donna Markham, Präsidentin von Catholic Charities USA, einem Dachverband von 160 Organisationen.
Es gibt kein «entweder-oder»
Statt Verteidigung und Angst müssten Grundhaltungen wie Aufnahme, Mitgefühl und Begegnung gefördert werden. «Es gibt für uns kein ‹entweder-oder›. Wir können gleichzeitig unsere Bürger schützen und Neuankommende willkommen heissen. Die Sorge um die Notleidenden gehört zum Kern unseres Glaubens», so die Dominikanerin.
Wenn Trump Einwanderer-Gemeinden dafür bestrafen wolle, dass sie sich «unmoralischer Politik» widersetzten, so sei dies ein Gewaltakt. Das richte sich nicht nur gegen jene, die es wagten ihm dem Präsidenten zu widersprechen, es sei auch eine Isolation und weiteres An-den-Rand-Drängen der Menschen, «die anders sind als er», sagte Eddie Carmona von «Pico», dem grössten Netzwerk von Glaubensgemeinschaften der USA. Der neue US-Präsident stehe im Widerspruch zum seit jeher geltenden Grundsatz, dass Amerika ein «Land der Möglichkeiten für alle» sei.
Mauer als ein «Symbol der Lügen»
Ohnehin seien die nationalen Ausgaben für Grenzschutz in den vergangenen Jahrzehnten bereits explodiert – von 268 Millionen US-Dollar im Jahr 1990 auf 3,8 Milliarden Dollar im Jahr 2015, bemerkte Schwester Simone Campbell von der katholischen Lobbyorganisation «Network». Schon heute würde die Grenze zu Mexiko den Alltag in den Anrainerstädte auf beiden Seiten in hohem Masse beeinträchtigen. Die Pläne Trumps zu einer Verschärfung der Migrationspolitik seien dem christlichen Glauben «genau entgegengesetzt».
Der US-Abteilung der katholischen Friedensbewegung «Pax Christi» erklärte sich solidarisch mit «unseren eingewanderten Brüdern und Schwestern, die in Angst vor der Abschiebung und Trennung von ihren Familien leben». Kein Flüchtling habe grundlos seine Heimat verlassen, viele seien Situationen der Armut, der Bandengewalt und des Terrors entflohen. Die Errichtung einer Mauer sei das sichtbare Symbol politischer Lügen, hiess es in der Stellungnahme.
Eine Eiszeit für Flüchtlinge
Durch die Politik Donald Trumps werde sich in den USA für Flüchtlinge das Klima enorm verschlechtern, befürchtete das «Action Network» des Ordens der Franziskaner. Der christliche Glauben verpflichte jedoch zum Einsatz für die Rechte und Würde aller Menschen. Flüchtlinge müssten daher weiterhin geschützt und das Zusammenleben der Familien gewahrt bleiben, so die Ordens-NGO.
Nicht vergessen dürfe man, dass die USA von Einwanderern aufgebaut worden sei. Auf ähnliche Weise erklärten auch die Jesuiten ihre Unterstützung für Flüchtlinge. Wer Schutzsuchende ein ordentliches Asylverfahren verweigere, setze sie noch grösseren Gefahren aus.
Unterstützung erhielten die katholischen Hilfswerke in ihrer Kritik an der Trump-Migrationspolitik auch von ihren Partnerorganisationen aus den Reihen weiterer kirchlicher Gemeinscahften, von Juden, Muslimen sowie vom Nationalen Kirchenrat der USA. Bereits am Mittwoch hatten die US-Bischöfe der neuen Regierungslinie zu den Migranten eine klare Absage erteilt.
kath.ch/kpa
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Donald zu Donald
«Wir sind aufgerufen zur Sorge um den anderen, ob es sich nun um unseren langjährigen Nachbarn in unserer Strasse handelt oder um einen Neuankömmling, der in unserem Land Schutz vor brutaler religiöser und politischer Verfolgung sucht.» Mit diesen Worten reagiert Washingtons katholischer Erzbischof, Kardinal Donald Wuerl, auf das Einreiseverbot für Muslime, das Donald Trump verfügt hat. In der US-Bischofskonferenz wird die Kritik an Präsident Donald Trump lauter. Jüngster Anlass der kirchlichen Opposition ist – nach der Mauerbau-Ankündigung, um die mexikanische Migration zu stoppen – der am Wochenende von Trump gezeichnete Erlass zu einem Einreiseverbot von Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten. Gleichzeitig fordert der prononciert konservative Flügel unter Erzbischof Charles Chaput aus Philadelphia als Wortführer Mässigung in der Kritik. Dies, weil zur Freude Chaputs, Donald Trump die Möglichkeiten zur Abtreibung einschränken will und die Pro-Life- Bewegung unterstützt.
kr/kath.ch/kna