Bischof Felix Gmür und seine Schwägerin Andrea Gmür sind sich nicht ganz einig. Fotos: Pia Neuenschwander/Parlament.ch
Kirchen für KVI: Schlagabtausch bei Familie Gmür
Andrea Gmür kritisiert das kirchliche Engagement, Felix Gmür kontert.
CVP-Fraktionschefin Andrea Gmür kritisiert in einem offenen Brief das kirchliche Engagement für die Konzernverantwortungsinitiative (KVI). Ihr Schwager, Bischof Felix Gmür, wehrt sich gegen dieses «Kirchen-Bashing».
Autorin: Sylvia Stam
«Mit ihrer einseitigen Parteinahme, der teuren kirchlichen Kampagne und der Mission von der Kanzel für die Initiative vermitteln die Kirchen den Eindruck, dass es nur einen einzigen Weg gäbe, christliche Grundsätze zu verwirklichen», heisst es in einem «Offenen Brief an die Kirchen», der am 7. November als Inserat in Schweizer Zeitungen publiziert wurde. Lanciert wurde das Schreiben von der Luzerner CVP-Ständerätin und Fraktionschefin Andrea Gmür, Schwägerin des Basler Bischofs Felix Gmür.
Der Brief ist unterzeichnet von 34 weiteren Frauen, mehrheitlich aus CVP, SVP und FDP. So haben etwa die FDP-Parteipräsidentin Petra Gössi, die Nationalrätinnen Marianne Binder-Keller (CVP) und Esther Friedli (SVP) unterzeichnet, aus Bern Andrea Geissbühler (SVP), Christa Markwalder (FDP) und Nadja Umbricht Pieren (SVP).
«Hexenverbrennungen»
Laut diesen «christlichen Frauen» – so die Überschrift – suggerierten die Kirchen mit ihrem Einsatz für die KVI, «dass Kirchenmitglieder, welche die Initiative ablehnen und damit den Gegenvorschlag unterstützen, ein unethischeres Weltbild haben oder gar weniger gute Christinnen und Christen seien.» Als besonders störend empfinden die Frauen, dass man in der Öffentlichkeit deswegen angeprangert werde. Andrea Gmür fühlt sich gar an «Hexenverbrennungen» erinnert, wie sie im Interview mit kath.ch sagt.
Die Christinnen protestieren «gegen die politische Stellungnahme von der Kanzel im Namen der Institution Kirche». Es sei nicht deren Auftrag, «teure politische Kampagnen zu organisieren».
«Unhaltbare Vorwürfe»
Mit harschen Worten kontert Felix Gmür in seiner Funktion als Präsident der Schweizer Bischofskonferenz den offenen Brief noch am selben Tag: Die Vorwürfe gegen zentrale Institutionen der Kirche seien «unhaltbar und freie, wohl abstimmungstaktische Erfindung von Kreisen, die die Initiative bekämpfen», so Felix Gmür in seinem Schreiben. Die Kampagne für die Initiative sei «weder eine kirchliche Kampagne der Bistümer und der Bischofskonferenz noch wird sie von uns finanziell unterstützt.»
Die Bischöfe hätten keine einzige Predigt angeordnet und nie behauptet, es gäbe nur einen einzigen Weg, christliche Grundsätze zu verwirklichen. «Wir haben niemandem ein unethischeres Weltbild unterstellt oder gar behauptet, gewisse Gläubige seien weniger gute Christinnen und Christen.» Die SBK appelliere vielmehr «an die Freiheit der Einzelnen» und habe die Beurteilung der Vorlage dem Sachverstand und Gewissen der einzelnen Stimmbürger*innen überlassen (siehe Communiqué vom 8. Oktober 2020).
«Allgemeines Kirchen-Bashing»
Man könne als gute*r Christ*in auch Nein stimmen. «Man kann aber auch Ja stimmen, und zwar dann, wenn man zur Einsicht gelangt, dass der in der Initiative vorgeschlagene Weg realistisch ist und den beabsichtigten Zielen dient, darunter auch dem guten Ruf der Schweizer Wirtschaft, die ihn verdient.»
Gmür zeigt zwar Verständnis dafür, dass die Frauen offensichtlich verletzt seien. «Ob es angemessen ist, dass das Schreiben in ein allgemeines Kirchen-Bashing ausufern muss, mögen die Unterzeichnerinnen selbst beurteilen», so der SBK-Präsident.