Foto: Had Walton/unsplash
Kirchenjahr – das
Fassbare Erlösungsgeschichte in den beiden Festzeiten... und eben auch dazwischen
Das neue Jahr hat unbemerkt angefangen, und das Leben kann ruhig weitergehen wie bis anhin. Ich habe die Chancen auf tiefgreifende Veränderungen souverän umschifft. Ist ja nur ein Datumswechsel. Überhaupt: Als aufrichtige*r Katholik*in sollte man sich nicht nach dem weltlichen Kalender richten, sondern nach dem Kirchenjahr, das schon Ende November angefangen hat.
Tatsächlich markiert der Vorabend des ersten Adventssonntags das kirchliche «Neujahr». Im Verlauf des kirchlichen oder liturgischen Jahres wird nämlich eine Geschichte erzählt. Diese beginnt mit der Adventszeit, der Vorbereitung auf die Geburt Jesu, genauer mit der Vesper am Tag vor dem ersten Advent. Es folgt die Weihnachtszeit. Diese ist in den Advent sowie die darauffolgende Hochfestzeit um Weihnachten herum gegliedert und endet mit der Taufe des Herrn im Januar. Die zweite Festzeit beginnt mit der Fastenzeit, zieht sich über die Karwoche und Ostern und endet mit Pfingsten.
Zwischen diesen beiden Festzeiten, relativ unsymmetrisch verteilt, erstreckt sich die «Zeit im Jahreskreis», während der nun ... nichts Spezielles geschieht. Trotzdem ist sie nicht leere Zeit, denn alles hat seine exakte Regelung. Das Kirchenjahr soll nämlich ganz und gar die Erlösungsgeschichte fassbar machen – wie ein grosses Nachspielen der Geschichte Jesu quasi. In den Anfängen des Christentums war diese Botschaft noch präsenter. Wichtigster Tauftermin war die Osternacht, die als höchstes Fest der Christ*innen den Übergang von Trauer in Hoffnung symbolisiert. Die Fastenzeit war Vorbereitung darauf, genauso wie die Weihnachtszeit. Sie alle sollen das «Pascha-Mysterium» erfahrbar machen: das Wunder, dass Jesus auferstanden ist, dass die Liebe stärker ist und bleibt als der Tod.
Diese Botschaft soll an jedem Sonntag genauso wie durchs ganze Jahr hindurch vermittelt werden. In der heutigen Zeit gestaltet sich das schwieriger – wenn ich zum Beispiel mal wieder vergesse, welcher Wochentag heute überhaupt ist. Semesterferien, halt.
Sebastian Schafer