
Der Grosse Kirchenrat hat sich in der Rotonda zu seiner ersten Sitzung in diesem Jahr getroffen. Foto: Christian Geltinger
Kirche als Kitt der Gesellschaft
An der ersten Sitzung des Grossen Kirchenrats der Katholischen Kirche Region Bern wurde unter anderem der Jahresbericht 2024 verabschiedet.
Christian Geltinger*
Eine Würdigung des am Ostermontag verstorbenen Papstes Franziskus durch die Vertreterin der Pastoralraumleitung Flavia Nicolai stand am Anfang der ersten Ratssitzung. Der Kirchenrat gedachte dem Heiligen Vater in einer Schweigeminute, bevor er in die Geschäfte einstieg. Traditionell zur ersten Sitzung des Kalenderjahres wurde dem Grossen Kirchenrat der aktuelle Jahresbericht des Jahres 2024 vorgestellt. Karl Widmer, Vertreter der Geschäftsprüfungskommission, attestierte dem Bericht einen hohen Informationsgehalt, eine ansprechende Gestaltung und eine leichte Lesbarkeit.
Gemeinsam engagiert
Der Jahresbericht des Jahres 2024 ist gemäss seinem Motto «Gemeinsam engagiert für Mensch und Gesellschaft» eine Würdigung an diejenigen Menschen, die sich tagtäglich freiwillig oder ehrenamtlich in der Katholischen Kirche Region Bern engagieren und damit Kirche vor Ort lebendig gestalten. In den verschiedensten Bereichen – Sozialarbeit, Altersarbeit, Palliative Care, Kinder und Jugend, Partnerschaft und Familie -, aber auch in Form von liturgischen Aufgaben und in Mandatsfunktion in den Gremien leisten Katholik:innen ihren Beitrag zu einem guten Leben für alle. «Die wenigsten Menschen, die sich im Kirchenumfeld freiwillig oder ehrenamtlich engagieren, würden dies in gleichem Masse für den Staat tun», so die Berner Grossrätin Nicola von Greyerz (SP) in einem Grusswort.
Unterstützung weltweit
Neben dem Einsatz von Freiwilligen und der professionellen Arbeit der Mitarbeitenden in den Pfarreien, anderssprachigen Gemeinschaften, den Fachstellen und den Gremien unterstützt die Katholische Kirche Region Bern zahlreiche soziale, pastorale, ökumenische und diakonische Projekte in der Region, aber auch in den Krisengebieten dieser Welt. So wurde im vergangenen Jahr ein Hilfspaket für die Christ:innen im Nahen Osten in Höhe von CHF 250'000 eingerichtet. Zusammengefasst informiert ein digitales Heft «Zahlen und Fakten» über die wichtigsten statistischen Daten. So liegt die Quote des Mitgliederschwunds bei – 1,9 % und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr, in dem die Diskussion um die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs eine Erhöhung der Austritte nach sich zog, mehr als halbiert.
Konsequent und mit Herz die Zeichen der Zeit erkennen
Auch finanziell sieht Monika Lüdy, Resortleiterin Finanzen und IT, zuversichtlich in die Zukunft. Sie prognostiziert schon jetzt ein leichtes Plus durch höhere Steuereinnahmen für das Jahr 2024. «Unsere Grösse ist klar unser Vorteil. Der Zusammenschluss von 14 Kirchgemeinden zu einer Gesamtkirchgemeinde ermöglicht es, dass man die Administration professionalisieren oder grössere Hilfspakete schnüren kann. Wir müssen dafür sorgen, dass die finanzielle Situation der Katholischen Kirche Region Bern stabil bleibt, damit sie ihrem verantwortungsvollen Auftrag jetzt und in Zukunft gerecht werden kann.» Karl-Martin Wyss, Präsident des Kleinen Kirchenrats, verspricht in seinem Editorial, den eingeschlagenen Weg «konsequent und mit Herz» weiterzugehen, während Patrick Schafer stellvertretend für die gesamte Pastoralraumleitung die Einladung an alle Interessierten ausspricht, die «Zeichen der Zeit zu erkennen» und das pastorale Leben aktiv mitzugestalten.
Abschied von paternalistischen Perspektiven
In seiner Sitzung beschloss der Grosse Kirchenrat darüber hinaus die Namensänderung der «Kommission für Entwicklungshilfe und Missionen» in «Fonds zur Förderung globaler Solidarität» und trägt damit einem zeitgemässen Verständnis der Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Ländern des globalen Südens Rechnung, das sich bewusst von einer paternalistischen Perspektive verabschiedet. Mit sichtlicher Freude präsentiert Monika Moritz den Antrag, sekundiert von Dominique Raymond von der Geschäftsprüfungskommission. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Damit unterstreicht die Katholische Kirche Region Bern einmal mehr ihren Grundsatz: Global denken, regional handeln.
*Christian Geltinger ist Leiter Kommunikation Pastoralraum Bern