Bartolomé de Las Casas – vor 500 Jahren begann der Umdenkprozess des Dominikaners. Er wurde vom Sklavenhalter zum «Apostel der Indianer». Foto: de.wikipedia.org

Können Sklavenhalter Christen sein?

28.10.2015

Wenn von Christoph Kolumbus die Rede ist, erscheint uns dies als längst vergangene Geschichte. Dabei vergessen wir, wie fundamental das heutige Leben durch die sogenannte «Entdeckung Amerikas» beeinflusst wurde.

Ohne die neuen Beziehungen über den Atlantik würden wir wie unsere Vorfahren noch von Hirsebrei, Gerstenmus und Hafersuppe leben, mit Bier den Durst löschen und dazu selten ein Stück Fleisch geniessen. Die Industrialisierung hätte ohne die Reichtümer aus den Amerikas kaum auf bekannte Weise stattgefunden, und wir würden ohne die Millionen versklavter Menschen vor allem aus Afrika wohl nicht im heutigen Wohlstand leben.
Der Spanier Pedro de Las Casas war mit Kolumbus auf Entdeckungsreise. Seinem vierzehnjährigen Sohn Bartolomé brachte er einen Indio-Jungen als Spielkameraden nach Spanien mit. Ein paar Jahre später brach Bartolomé selber nach Amerika auf und half als Soldat, Indio-Völker zu unterwerfen und Kuba zu erobern. Als er schon die Priesterweihe empfangen hatte, beuteten Indio-Sklaven für ihn Goldminen aus und führten seinen Landwirtschaftsbetrieb.
1515 begann der Umdenkprozess des Bartolomé de Las Casas. Die Missionare des Dominikaner-Ordens predigten gegen den Völkermord an den Indios. Sie verweigerten auch de Las Casas die Beichte, weil er Indios für sich schuften liess.
Da begann sich sein «Nebel der Unwissenheit» zu zerstreuen. Er wurde selber Dominikaner und nach und nach zum Anwalt der Indios. In Denkschriften, Predigten und Fürsprachen beim König kämpfte er für die Menschenrechte und dokumentierte schriftlich die Gräueltaten der Konquistadoren und wie Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten viele Menschen vernichteten. Bis er im Alter von über 80 Jahren starb, kämpfte er weiter. Durch ihn ist auch der wahrscheinlich älteste Bericht überliefert, in dem der Handel mit afrikanischen Sklaven als Sünde und Verbrechen bezeichnet wird.