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Kommunion, die –
In der Krise geht es oft auch ums Danach
Im Erscheinungsplan des «pfarrblatt» 2020 lese ich: Diese Woche wäre viel Platz für Fotos reserviert gewesen – Fotos der zahl reichen Erstkommunionen, die in vielen Pfarreien jetzt nach Ostern stattgefunden hätten. Der Platz ist frei geworden, die Feiern sind alle abgesagt. Die Kommunion muss warten, bei Erstkommunikant*innen wie bei Erwachsenen.
Was bedeutet das für das christliche Leben? Die Kommunion im Rahmen der Eucharistiefeier wird ja von Liturgieexpert*innen und Theolog*innen immer gern als «Mittelpunkt» oder «Quelle» des christlichen Lebens bezeichnet, als das, was Kirche konstituiert. «Communio» bedeutet ja auch Gemeinschaft – das Teilen von Brot und Wein, die vorher geheiligt wurden, ist darum auch so wichtig: die grundlegendste Form von Kirche. Darum ist die Teilnah me an der Eucharistie bzw. nur der Empfang der Kommunion auch verpflichtend laut Kirchengeboten. Mindestens einmal pro Jahr, an Ostern, muss jeder Gläubige die Kommunion empfangen. Das stellt uns in der heutigen Situation vor Probleme. Offenbar sind diese Gebote nicht so wichtig, als dass sie die staatliche Verordnung nicht ausser Kraft setzen könnte. Das soll jetzt keine Kritik an den Massnahmen der Regierung sein – trotzdem muss man feststellen, dass die religiöse Freiheit insofern be schnitten wird, als dass die Ausübung der Religion so nicht mehr möglich ist.
Darüber hinaus sehen wir plötzlich, was passiert, wenn niemand mehr in die Kirche darf: nicht viel. Offenbar ist die Kommunion nicht mehr wirklich der «Mittelpunkt» des christlichen Lebens. Dass Gottesdienste nicht mehr besucht werden, war ja schon lange klar – nun sehen wir aber tatsächlich, was wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe.
Es geht, wenn über die Krise gesprochen wird, immer um das Danach. Auch als Christen müssen wir uns fragen: Warten wir darauf, dass die Kirchen wieder öffnen? Fehlt uns etwas, Gemeinschaft, spiritueller Input? Und wenn nein – wieso nicht? Oder besser gefragt: Was hat uns schon vorher gefehlt?
Sebastian Schafer