Kommunion, die –

29.04.2020

In der Krise geht es oft auch ums Danach

Im Erscheinungsplan des «pfarrblatt» 2020 lese ich: Diese Woche wäre viel Platz für Fotos reserviert gewesen – Fotos der zahl­ reichen Erstkommunionen, die in vielen Pfarreien jetzt nach Ostern stattgefunden hätten. Der Platz ist frei geworden, die Fei­ern sind alle abgesagt. Die Kommunion muss warten, bei Erstkommunikant*innen wie bei Erwachsenen.

Was bedeutet das für das christliche Le­ben? Die Kommunion im Rahmen der Eucharistiefeier wird ja von Liturgieex­pert*innen und Theolog*innen immer gern als «Mittelpunkt» oder «Quelle» des christ­lichen Lebens bezeichnet, als das, was Kir­che konstituiert. «Communio» bedeutet ja auch Gemeinschaft – das Teilen von Brot und Wein, die vorher geheiligt wurden, ist darum auch so wichtig: die grundlegends­te Form von Kirche. Darum ist die Teilnah­ me an der Eucharistie bzw. nur der Emp­fang der Kommunion auch verpflichtend laut Kirchengeboten. Mindestens einmal pro Jahr, an Ostern, muss jeder Gläubige die Kommunion empfangen. Das stellt uns in der heutigen Situation vor Probleme. Of­fenbar sind diese Gebote nicht so wichtig, als dass sie die staatliche Verordnung nicht ausser Kraft setzen könnte. Das soll jetzt keine Kritik an den Massnahmen der Regie­rung sein – trotzdem muss man feststellen, dass die religiöse Freiheit insofern be­ schnitten wird, als dass die Ausübung der Religion so nicht mehr möglich ist.

Darüber hinaus sehen wir plötzlich, was passiert, wenn niemand mehr in die Kirche darf: nicht viel. Offenbar ist die Kommuni­on nicht mehr wirklich der «Mittelpunkt» des christlichen Lebens. Dass Gottesdiens­te nicht mehr besucht werden, war ja schon lange klar – nun sehen wir aber tatsächlich, was wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe.

Es geht, wenn über die Krise gesprochen wird, immer um das Danach. Auch als Chris­ten müssen wir uns fragen: Warten wir dar­auf, dass die Kirchen wieder öffnen? Fehlt uns etwas, Gemeinschaft, spiritueller Input? Und wenn nein – wieso nicht? Oder besser gefragt: Was hat uns schon vorher gefehlt?

Sebastian Schafer